2007, als ich Cincinnati das erste Mal besuchte, wollte die Wirtschaftskammer Cincinnati als “Stadt der Marken” etablieren. Drei Jahre später reden Senior Director Neil Hensley und Vice President Doug Moorman, halb im Scherz und halb ernst, bereits vom “Silicon Valley” der Marken. Und warum eigentlich nicht…? Dreh- und Angelpunkt dieser Entwicklung ist Procter & Gamble. Viele Agenturen und Dienstleister sind nur hier, weil  P&G hier ist, oder wurden von ehemaligen P&G-Marketers gegründet. Aber etwas ist anders als vor drei Jahren. War das Marken-Cluster 2007 noch eine zu formende Idee mit dem Ziel, die vielen Verbindung zu systematisieren und zum Wohle des Standorts zu nutzen, so ist daraus mittlerwile ein “Ökosystem” geworden, wie es Doug Moorman, Vice President der Wirtschaftskammer, formuliert. Er ist es auch, der im Gespräch mit den Journalisten den Anspruch des “Silicon Valley der Marken” erhebt. Das ist nicht so verwegen, wie es klingt. Nirgendwo sonst auf der Welt sind Markenartikler (auch Chiquita hat seinen Sitz in Cincinnati), Branding-Agenturen, Designer und Marktforschungsinstitute in dieser Mischung und Menge vorhanden. Und auch das Zusammenspiel zwischen Markenartiklern und Handel prägt die Szene nun stärker. Kroger, Nummer zwei hinter Wal-Markt, und der Kaufhausriese Macy´s sind hier daheim. Innovative Unternehmen wie die Data-Mining-Firma Dunnhumby bringen sie und die Hersteller nun enger zusammen als jemals zuvor.

Die britischen Eherleute Edwina Dunn und Clive Humby sind die Masterminds hinter dem erfolgreichen Kundenbindungsprogramm von Tesco in GB. Kroger hat, um im Pricing nicht mit Wal-Mart konkurrieren zu müssen, Dunnhumby nicht nur angeheuert, sondern ist mit ihnen ein Joint Venture eingegangen. Entstanden ist wiederum ein sehr erfolgreiches Loyalty-Programm. Dunnhumby hat Kroger dazu gebracht, nicht mehr auf Gedeih und Verderb neue Kunden mit immer neuen “Hot Deals” zu gewinnen, sondern den Wert der treuen Kunden kontinuierlich zu steigern. Mittlerweile stehen auch viele Konsumgüterhersteller auf der Kundenliste von Dunnhumby, die so lernen, mit dem Einzelhandel bessere Geschäfte zu machen. Dunnhumby, vor einigen Jahren mit 30 Mitarbeitern gestartet, zählt allein in Cincinnati mittlerweile über 400 Köpfe und wächst weiter.

Dies ist nur ein Beispiel von vielen aus dem “Ökosystem der Marken”, das in Cincinnati, Ohio, prosperiert und wächst. Verständlich, dass der Staat Ohio Cincinnati zum “Cluster für Innovation und Chancen im Endverbraucher-Marketing” erklärt hat und ihn mit zusätzlichen Steuergeldern für die Weiterentwicklung versorgt.