by Christoph Berdi | Sep 9, 2015 | Allgemein, Marken & Marketing, Unternehmen & Management
Auf dem IHK-Handelstag NRW am Anfang September in Köln habe ich einen Impulsvortrag zum Thema „Qualität betonen!“ gehalten. Auf Qualität zu setzen, so meine ersten Gedanken, ist doch im Einzelhandel eine Selbstverständlichkeit, worüber also reden? Bei genauem Hinsehen entpuppt sich die Qualitätsstrategie als schwierig, denn Qualität hat einige für Industrie und Handel gleichermaßen unangenehme Eigenschaften … Hier einige Auszüge aus meinem Vortrag:
1. Qualitität ist relativ
Natürlich gibt es eine objektive Seite der Qualität. Sie wird bestimmt durch State-of-the-Art-Technologie, feine Stoffe in der Modeindustrie und beste Zutaten bei Lebensmitteln, Nachhaltigkeit, begleitet von Normen und Gütesiegeln, die sagen: Hey, das hier ist gut. Und das Konzept des „Total Quality Management“ mit seinen Regeln, Audits und klar gegliederten Prozessen strebt natürlich an, ein aus Anbietersicht bestmögliches, verlässliches und reproduzierbare Ergebnis zu liefern. Soweit, so vielversprechend.
Am Ende zählt gerade für Einzelhandel aber nur eines: die durch die Zielgruppen und Kunden wahrgenommene Qualität. Qualitätsempfinden ist in einem großen Maße subjektiv. Was der eine großartig findet, lässt den anderen schaudern. Man denke nur an Hifi-Markt. Bei manchen Bluetooth-Lautsprechern, die ein begeisterter Käufer gerade für ziemlich klasse hält, stehen High-End-Enthusiasten die Haare zu Berge. Folgereichtet wird Qualität in der Marketinglehre auch als „Erfüllungsgrad eines individuellen Abnehmerbedürfnisses“ definiert.
Um es auf einen Nenner zu bringen: Qualität ist, was der Kunde für Qualität hält.
2. Qualität ist selbstverständlich
Wir leben in einer Zeit, in der die Verbraucher so aufgeklärt sind wie nie. Sie sind über ihre Interessensgebiete manchmal besser im Bilde als die Verkäufer, und sie sind sich gegenseitig wichtig als Empfehler und Verkaufsberater. Gleichzeitig tun sie in immer stärkerem Maße über die sozialen Netzwerke kund, was sie von Innenstädten, von Läden, von Waren und Dienstleistungen halten. Sei es, indem sie Punkte und Sternchen vergeben, oder durch mehr oder weniger lange und fundierte Kommentare. Diese Transparenz und dieser Austausch tragen zusätzlich dazu bei, das Qualität als selbstverständlich wahrgenommen wird. Qualität zu bieten ist nichts Besonders, sondern eine „Commodity“: Bitte alles, in exzellenter Qualität, für wenig Geld. Es gibt Märkte, die stärker betroffen sind, etwas die Unterhaltungselektronik, und solche, die weniger betroffen sind. Aber es zeigt sich an diesem Trend doch eines: Qualität ist nicht das Tüpfelchen auf dem i für die Entscheidungen des Verbrauchers, sondern eine Voraussetzung. Wer Qualität feilbietet, hat noch nichts verkauft.
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by Christoph Berdi | Sep 3, 2015 | Allgemein, Kontext & Gesellschaft, Marken & Marketing, Unternehmen & Management
Nun kommt der Schriftzug von Google also serifenlos daher, hat sich ein schlichteres Kleid zugelegt. Nur das neckisch gegen den Uhrzeigersinn gedrehte “e” setzt einen kleinen Störer ins aalglatte, bunte Logo.
Das ist nun vor allem auf mobilen Endgeräten prägnant und klar sichtbar, angepasst und modernisiert für die vergleichsweise kleinen Displays der Smartphones und Tablets, sogar für Wearables wie Smartwatches. Ein logischer Schritt eben. Google ist keine Internetmarke mehr, das würde viel zu kurz springen, sondern eine Marke der digitalisierten Welt. Und die ist zunehmend mobil. Die Musik spielt vor allem auf den Smartphones. “Responsive Desgin” lautet deshalb eine vergleichsweise neue Anforderung an Websites. Ob auf dem großen Computerbildschirm, auf Handys oder Tablets, die Inhalte sollen immer optimal erfassbar und lesbar angeboten werden. Automatisch. Auch der -ber-Blog ist responsiv, in die Blogsoftware ist dieses Feature längst eingebaut. Man könnte auf die Idee kommen, dass die Digitalisierung das Leben “responsiv” macht, weil wir über den Zugang zu Information und Wissen an nahezu jedem Ort und zu jeder Zeit auf neue Situationen viel schneller reagieren können.
Google, und darauf weißt Andrian Kreye heute im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung zu Recht hin, geht aber mit dem Redesign noch einen Schritt weiter, proklamiert auch vier Punkte in den knalligen Markenfarben als tänzelndes digitales Zeichen für Google. Diese Maßnahme birgt immenses Kennzeichnungspotenzial für digitales Services und Produkte. Kreye schreibt:
“Theoretisch könnte man selbst eine patentierte Zelle mit vier Farbpixeln als Produkt von Google kennzeichnen. Vielleicht sogar ein Atom? Man muss die Zukunft nur weit genug weiterdenken.”
Das klingt zwar nach einer etwas zu intensiven Lektüre des ebenso mahnenden wie leicht phobischen Social-Media-Romans “The Circle” von Dave Eggers, aber die Richtung dieses Gedankens stimmt.
Das überarbeitete Branding steht eben auch für den immer größeren Anspruch der Firma, der vor wenigen Wochen schon mit der überraschenden Gründung der neuen Alphabet-Holding zum Ausdruck gekommen ist. Google hat sein Logo schon öfters neu gestalten lassen, aber mit seiner Serifenschrift stand es bisher noch zu den Wurzeln aus der Gründerzeit, in der Digitalisierung noch ein Abenteuer und kein Muss war. Die sind nun offiziell gekappt.
Was bedeutet aber das gekippte “e”? Nur eine Spielerei? Aufmerksamkeit heischend? Mir würde gut gefallen, wenn Google es als Reminiszenz an das Unternehmensmotto verstehen würde: Don´t be evil.
by Christoph Berdi | Oct 24, 2014 | Allgemein, Kontext & Gesellschaft, Marken & Marketing, Unternehmen & Management
Karl-Heinz Land, Internet-Ökonom und Gründer der Neuland Strategieberatung, über digitale Reife, die Rolle der CEOs und dematerialisierte Wertschöpfung.
Herr Land, gemeinsam mit der Universität Reutlingen hat Neuland ein Modell entwickelt, das den digitalen Reifegrad von Unternehmen abbildet. Nur von den Konzernen oder auch für klein- und mittelständische Unternehmen?
LAND: Das Schöne an dem Modell ist: Es funktioniert für eine Fünf-Mann-Galerie genauso wie für ein Unternehmen mit 200.000 Mitarbeitern. Das Digital Maturity Model bestimmt den Reifegrad in acht Dimensionen, von der Strategie und Führung über die Produkte und Menschen bis hin zur Governance und Technologie. Diese Aspekte haben Gültigkeit für Groß und Klein. Der neue Digital Transformation Report, der auf dem Digital Maturity Modell basiert, belegt das eindeutig.
Welche Ergebnisse fallen ins Auge? Was würden Sie den deutschen Unternehmen gern ins Stammbuch schreiben?
LAND: Was meist vergessen wird: Es geht bei der digitalen Transformation eben nicht nur um Technologie und schon gar nicht nur um Social Media, sondern ganz wesentlich um die Kultur und die Menschen im Unternehmen. Das größte Hemmnis sind Silos: eine Riesenverschwendung von Ressourcen. Wenn nicht Wissen geteilt und intensiv über die Abteilungen zusammengearbeitet wird, dann steht es um die Erfolgschancen schlecht. Es braucht eine Kultur des Austauschs und der Kollaboration und die entsprechenden technischen Systeme für eine demokratisierte Informationspolitik.
Hierarchien sind demnach fehl am Platz?
LAND: Absolut. Ich entsinne mich noch an ein Projekt in den 1980er-Jahren. Da wurde in manchen Konzernen viel Geld für „Executive Information Systems“ ausgegeben, nur um ein paar Topmanager mit exklusivem Wissen, Herrschaftswissen also, auszustatten. Das geht gar nicht mehr. Allein schon, weil das Management bei dem Tempo, dem Umfang und der Tiefe der Veränderung durch die Digitalisierung schnell zum Flaschenhals wird.
Das gesamte Interview lesen Sie hier im Business-Blog von Euroforum.
by Christoph Berdi | Oct 24, 2014 | Allgemein, Kontext & Gesellschaft, Marken & Marketing, Unternehmen & Management
Dr. Rolf Hollander, Vorstandsvorsitzender der Neumüller Cewe Color Stiftung, stellt auf der Konferenz „Digitale Geschäftsmodelle – adapt or die“ eine außergewöhnliche Erfolgsstory vor: Das traditionsreiche Unternehmen hat die digitale Transformation im Markt für Fotografie gemeistert. Anders als beispielsweise der US-amerikanische Mitbewerber Kodak, eine Ikone der Fotogeschichte, der 2012 Insolvenz anmeldete. Und so erfolgreich, dass sich Cewe dem Zugriff amerikanischer Hedgefonds erwehren musste.
Dr. Rolf Hollander, Vorstandsvorsitzender der Neumüller Cewe Color Stiftung
Von Anfang an war die Unternehmensgeschichte geprägt von Wandel: Als Heinz Neumüller Anfang der 1960er-Jahre sein Fotogroßlabor in Oldenburg gründete, löste die Farbfotografie gerade Schwarz-Weiß ab. Für Cewe Color bot sich eine große Chance, und das Unternehmen nutzte sie. Ab 1972 etablierte Neumüller neue Standorte in Deutschland, baute die Firma zum führenden Anbieter in der Bundesrepublik aus und expandierte ins westeuropäische Ausland.
Unter Hubert Rothärmel wurde das Unternehmen umstrukturiert und ging 1993 als Cewe Color Holding AG an die Börse. Zu diesem Zeitpunkt erlebte die analoge Fotografie ihren Höhepunkt, und doch erkannte das Management die aufziehende Bedeutung der Digitalfotografie. Früher als jeder andere Konkurrent stattete Cewe den Fachhandel mit einer Annahmestation für digitale Bilddaten aus. Das neue Geschäft wurde in der Tochtergesellschaft Cewe Digital GmbH betrieben.
Schneller als der Wettbewerb
Der Umschwung von der analogen zur digitalen Fotografie vollzog sich in rasantem Tempo. Innerhalb von zehn Jahren sank der Umsatz im analogen Geschäft um 95 Prozent. Doch als „first mover“ war Cewe gerüstet. 2001 führte das Unternehmen jenes Terminal ein, das heute als Cewe Fotostation bei über 34.000 Handelspartnern verfügbar ist. 2003 folgte eine Bestellsoftware, mit der die Kunden Fotos von zu Hause aus bestellen können, und bereits ein Jahr später ließen sich Fotos bereits über das Handy ordern.
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by Christoph Berdi | Sep 25, 2014 | Allgemein, Kontext & Gesellschaft, Unternehmen & Management
Mit seiner neuen Konzerneinheit für digitale Transformation trägt der Energieversorger EON dem Megatrend Digitalisierung Rechnung. Startschuss ist Anfang Oktober. Unter der Leitung von Thorsten Kühnel, der direkt an den EON-Vorstand berichtet, werden zunächst neun, im kommenden Jahr dann 16 Mitarbeiter die Digitalisierung von EON vorantreiben. Kühnel gilt als IT- und Marketingexperte; zuletzt zeichnete er für das Innovationsmanagement von BMW verantwortlich.
Lesen Sie den gesamten Beitrag hier: Adapt or die: der Euroforum-Blog zu Digitalem Darwinismus und digitaler Transformation | Digitale Geschäftsmodelle.
by Christoph Berdi | Sep 25, 2014 | Allgemein
“Digitale Geschäftmodelle – adapt or die” ist eine Konferenz von Euroforum am 25. und 26. November in Frankfurt überschrieben, an der ich nicht ganz unbeteiligt bin. Zum anderen konnte ich inhaltliche Impulse geben, zum anderen begleite ich die Veranstaltung und das Thema mit einem Blog. Ich freue mich auf Input und Feedback zu Inhalten wie diesen:
(…) Ob sich der britische Naturforscher Charles Darwin (1809 bis 1882) hat träumen lassen, dass sein Name und seine wissenschaftlichen Erkenntnisse eines fernen Tages einen umwälzenden Prozess in der Wirtschaft beschreiben würden? Wer weiß. Jedenfalls fielen seine Arbeiten zur Evolutionstheorie in eine Zeit, in der die Industrialisierung von England aus ganz Europa erfasste. Er erlebte die Hochzeit der ersten industrielle Revolution, die auf der Erfindung der Dampfmaschine basierte, und die Anfänge der zweiten industriellen Revolution, ausgelöst durch die Nutzung der Elektrizität.
Auch wir erleben eine „industrielle“ Revolution. Die dritte. Sie ist geprägt von der Digitalisierung der Wirtschaft. Die Art und Weise der Kommunikation, die Bedeutung von Information und Daten, die Geschwindigkeit des Handelns, die Vernetzung von Menschen, Institutionen und Unternehmen – all das entwickelt und verändert sich rasend schnell. Diese Revolution rüttelt an den Fundamenten der Wirtschaft. Sie schafft neue und gefährdet tradierte Geschäftsmodelle. (…)
Den kompletten Beitrag lesen Sie hier: Adapt or die: Darwin und die digitale Revolution | Digitale Geschäftsmodelle.