Auf meinem Handy habe ich kürzlich ein paar News- und Infodienste eingerichtet, über die ich mich unterwegs auf dem Laufenden halten kann. Erst war ich begeistert, dann schockiert. Weshalb? Weil es zuviel ist. Zumindest kostenlos. Drei, vier Ticker führender deutscher Medienhäuser geschickt kombiniert, und von den relevanten Ereignissen entgeht Ihnen nichts mehr.

Der exklusiv für die Printausgaben vorgehaltene Content? Geschenkt. Leser nutzen Printmedien ohnehin selektiv, scannen die meisten Inhalte mehr als dass sie sie lesen. Umso besser, wenn Pushdienste sie schon mal vorselektieren. Und ob das Fehlen der Exklusivmeldungen und –geschichten auf diesen Tickern wirklich als relevant empfunden wird? Fraglich. Die Menschen haben ohnehin den Eindruck, zu viel denn zu wenig Information zu bekommen. Für wen ist es denn wirklich relevant, wenn irgendwo ein Landespolitiker vom Sturmgeschütz der Demokratie demoliert wird? Für eine Minderheit.

Nun brauche ich bedrucktes Papier fast wie die Luft zum Atmen, kann an keiner Zeitschrift und Zeitung vorbeigehen, ohne einen Blick hineinzuwerfen, den Duft zu atmen, die Gestaltung auf mich wirken zu lassen und die Texte anzulesen. Die Mehrheit der Leser ist im Vergleich dazu wahrscheinlich eher emotionslos – und für die digitalen Alternativen empfänglich. Die entsprechenden Programme („Apps“) der Verlage für die Smartphones werden sicher ein rasender Erfolg. Jede Wette, sie werden den gedruckten Ausgaben mehr und mehr das Leben schwer machen, zumindest die Zweitzeitung ersetzen und solche Leser, die ohnehin nicht mehr zu überzeugt sind, zur Abo-Kündigung bewegen und den Kioskverkauf drücken.

„Smart News“ haben schließlich gegenüber den Internetauftritten einen Riesenvorteil: Sie sind mobil und noch dazu mit Multimedia anzureichern. Für die Medienhäuser ist es deshalb überlebenswichtig, Apps anzubieten. Und zwar kostenpflichtig.