Lebensmittelklarheit.de – Lamento bringt nix

“Wir bitten um Ihr Verständnis, wenn unser Portal www.lebensmittelklarheit.de derzeit nur temporär erreichbar ist. Die Server verzeichnen bis zu 20.000 Zugriffe je Sekunde. Wir bemühen uns nach Kräften, das Problem zu lösen.” Das neue Portal lebensmittelklarheit.de, auf dem Verbraucher offensichtlich oder vermeintlich irreführende Angaben zu Lebensmitteln hinterfragen und Unternehmen antworten können, ist am Tag eins seiner Freischaltung kollabiert. Zig meiner Versuche der von der Verbraucherzentralen betriebenen Seite einen Besuch abzustatten sind gescheitert. Wenn es mal so bliebe, wird mancher Kritiker aus der Lebensmittelindustrie insgeheim denken. Wunschtraum. So peinlich der Start für die Betreiber ist: Wenn der Ansturm zum Start ein Zeichen für den Zuspruch der Verbraucher sein sollte, dann bitte warm anziehen, die Bleistifte spitzen und mal kritisch auf die eigenen Verpackungen schauen.  Steht drauf, was drin ist? Jedes Lamento über den neuen Dienst ist völlig überflüssig. Er ist politisch gewollt von der Bundesregierung. Ihn als Internet-Pranger zu kritisieren, ist ja sogar richtig, aber in Zeiten des Web 2.0 die falsche Perspektive. Lebensmittelklarheit.de bündelt und katalysiert, was der Wirtschaft und nicht nur der Lebensmittelindustrie ohnehin ins Haus gestanden hätte: die Wucht der per Social Media organisierten kritischen Öffentlichkeit. Wie war das noch mit den Marken? Geht es da nicht um Vertrauen? Das gewinnt bestimmt niemand, der gegen einen Dienst wettert, der, wenn man es aus Sicht der Verbrauchern betrachtet, eine lange vermisste Transparenz schafft.

Abzocke ist keine Marketing-Strategie

Werte, Qualität, Preisleistungs-Verhältnis – ehrliches Marketing dreht sich um solche Begriffe. Aber manche Anbieter nehmen es damit nicht nur nicht so genau, sondern legen ihre Kunden herein. Besonders im Internet haben sich Praktiken breit gemacht, gegen die das Auftreten von Drückerkolonnen an der Haustür fast noch gentleman-like wirkt. Die Rede ist von Abofallen und Ähnlichem. User suchen eine Information, geraten über Suchmaschinen auf einschlägige Websites, laden ein Dokument herunter – und haben ohne es zur Kenntnis zu nehmen ein nicht nur teures, sondern auch gehaltloses Abonnement abgeschlossen. Auch im Interesse ehrlicher Anbieter muss dem ein Riegel vorgeschoben werden, denn das negative Image strahlt auf andere seriöse Anbieter ab. Mit Marketing hat das nicht zu tun, und deshalb ist den Verbraucherschutzverbänden in ihrem Bemühen, gesetzlich zu besseren regeln zu kommen an dieser Stelle auch nur bon chance zu wünschen. Die Idee der Computerbild, ein kostenloses Warnprogramm anzubieten, ist gut. Gleichwohl dürfen bei all diesen Initiativen nicht jene Anbieter miterwischt werden, die fair und transparent Informationen und Inhalte über das Web verkaufen möchten. Denn die Alles-für-umsonst-Mentalität der User ist auch ein teil des Problems. Sie haben sich daran gewöhnt, dass selbst wertvolle Informationen und Contents kostenlos sind und schauen auch nicht mehr so genau hin. Im Geschäft würden sie nie so arg- und gedankenlos zugreifen, wie sie im Web auf den Download-Knopf drücken.