Ab heute rollt der Ball wieder in der Fußball-Bundesliga, den Auftakt geben der Hamburger SV und der FC Bayern München. Nicht nur sportlich wird es sich wieder lohnen, den Bayern auf die Füße zu schauen. Auch über Diversität können Manager etwas von ihnen lernen. 

Deutschland ist Exportweltmeister, darf sich darüber aber nicht so richtig freuen: Einigen Kritikern ist Deutschland dann doch zu erfolgreich, quasi wie der FC Bayern der Weltwirtschaft. So sieht es zum Beispiel Brüssel. Statt es sich mit dem immensen Exportüberschuss gutgehen zu lassen, solle Deutschland mehr Waren und Dienstleistungen importieren und investieren – und der Konjunktur im europäischen Binnenmarkt so Impulse geben. Die USA sind auch sauer und klingen ein bisschen wie der BVB, der feststellen muss, dass er an den FC Bayern München doch nicht dauerhaft heranreicht: Das extreme Plus der deutschen Exporte gegenüber den Importen zwinge andere Länder zum Schuldenmachen. Offenkundig geht es den Amerikanern aber nur darum, nach der Wirtschaftskrise Ende der 2000er-Jahre wieder Boden gutzumachen. Deutschlands Wirtschaft zieht konzentrische Kreise um die Welt und ist damit immens erfolgreich.

Es ist eine Binsenwahrheit: Für international agierende Unternehmen ist es essenziell, Gespür und Verständnis für Mentalität und Gepflogenheiten in anderen Ländern zu entwickeln. Wie viele Werbekampagnen sind schon gescheitert, weil der kulturelle Hintergrund eines Marktes nicht beachtet wurde. Wie viele Partnerschaften und Zusammenschlüsse sind – wie etwa DaimlerChrysler –auch  an Mentalitätsbarrieren wieder zerbrochen? Kein Wunder also, dass interkulturelle Kompetenz von den Unternehmen als Erfolgsfaktor gesehen wird. Etwa durch interkulturelle Teams, die von mehr als der Hälfte der Unternehmen gezielt gefördert werden, wie die Personalberatung Michael Page  in einer Studie zum Thema „Diversity“ herausgefunden hat. Wo wäre der Spitzenfußball ohne diesen Ansatz?

Diversität sorgt für Spannung

Doch die Integration von Ausländern und Migranten in Unternehmen ist kein Selbstläufer. Wenn das Management nicht aktiv an einer Unternehmenskultur arbeitet, in der sich die positiven Eigenheiten und Eigenschaften der verschiedenen Kulturen entfalten so können, dann wird es schwierig. Unterschiedliche Nationalitäten, Kulturen und Religionen sorgen eben auch für Spannung. Individuum contra Kollektiv, feminine versus maskuline Werte, Vermeidung oder Lust zum Risiko, große oder geringe Distanz zur Macht, kurze und langfristige Orientierung – das sind die Pole, die der Soziologe Geert Hofstede beschrieben hat und für die ein Ausgleich gefunden werden muss.

Auch wenn viele Fußballfans im Ruhrgebiet – ich schließe mich da zähneknirschend ein – das ungern hören: Der FC Bayern ist ein Musterbeispiel für interkulturelle Kompetenz. Er wird, wie Manchester United oder der FC Barcelona, mehr und mehr zu einer Weltmarke, und sein Kader ist international so aufgestellt, dass er das Beste aus verschiedenen Fußballwelten vereint und nachhaltig Spitzenleistung ermöglicht. Mit einer gehörigen Portion „Mia san mia“ zelebrieren Karl-Heinz Rummenigge und Pep Gardiola Multikulti auf Bajuwarisch. Das verdient Respekt. Und damit ist auch geklärt, wer für interkulturelle Kompetenz verantwortlich zeichnet: die Führungsspitze.

Dieser Text ist in leicht gekürzter Fassung in der Kolumne “Berdi´s Business” in der Zeitschrift Energo erschienen.


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