Design by Giovannoni – den Wandel erspüren

Stefano Giovannoni ist unter den Mailänder Designern eine Ausnahmeerscheinung. Nicht dass er besser gestaltet als andere – das mag ich gar nicht beurteilen: Seine Ziele sind andere. Er ist auf die Bestseller aus, nicht auf das Kennerstück mit ein paar Hundert oder Tausend Exemplaren. Ihn interessieren die Millionen. Er ist dem Massengeschmack auf der Spur.

In einem kurzen Gespräch in seinem Studio, wo er mit einem zehnköpfigen Team arbeitet, erzählt er von seinem generalistischen Blick auf die Gesellschaft und die Konsumenten. Er möchte “den Wandel unserer Gesellschaft verstehen” und ergründen, “wonach sich die Menschen sehnen könnten”. Das funktioniert ganz gut, wie das Beispiel seines Kunden Alessi zeigt. Ende der 80-er Jahre, erzählt Giovannoni, gewann er den Eindruck, dass viele Menschen den klassischen Design-Anspruch nicht verstanden. Alessi verarbeitete damals vor allem Metall, und mit einem Geniestreich brachte Giovannini die Marke Alessi voran: mit der Girotondo, dem Ringelreihen kleiner Männchen, der viele Produkte von nun an zierte. “Figürliche Darstellungen schaffen Emotionen”, beschreibt Giovannoni, wie er den Menschen den Zugang zur Marke Alessi erleichterte. In den 90-er Jahren dann designte er für Alessi Plastikwaren, ein echter Kulturbruch, der aber funktionierte.

Nun, wo traditionelle Werte wieder die Oberhand gewonnen haben, führt er Alessi wieder ein Stück zurück, zum Beispiel auf archetypische Formen der Töpfe.  “Eine neue Form für einen Topf war nicht das Ziel”, so der Designer.

Was kommt als nächstes? Das traut er sich nun doch nicht zu prognostizieren. “Das weiß keiner. Wir müssen uns bewusst sein, dass wir ein Teil einer globalen Gesellschaft sind. 2010 ist ein spannender Moment. Es kann in jede Richtung gehen.” Giovannoni bleibt sich treu, auch seiner Faible für Technoloigie. Er designed einen Stuhl aus flüssigem Holz, das unter anderem aus den Abfällen der Holzverarbeitung gewonnen wird.

Eines steht für Giovannoni fest: “Der Designer darf  die Menschen nicht belehren und auch nicht versuchen, ihren Geschmack zu verändern.” Auch das unterscheidet ihn von anderen Gestaltern.

OPENING SOON… Benettons Shopping-Zukunft

Im Mode-Marketing hat Benetton schon immer Signale gesetzt. Nun macht sich das Unternehmen der „vereinigten Farben“ Gedanken über Verkaufsräume der Zukunft. „Opening Soon…“ heißt die Ausstellung, die noch bis zum 15. Februar in Mailand zu sehen ist. Veranstaltet wird sie von Benetton in Zusammenarbeit mit Poli-Design, einem Konsortium der Technischen Universität Mailand.

Zu sehen sind unter anderem die Arbeiten aus dem Nachwuchs-Wettbewerb „Colorsdesigner“, aus 2007 sowie zehn Entwürfe für zukunftsorientierte Stores von renommierten Architekten und Ateliers. Alessandro Benetton, stellvertretender Präsident des Benetton-Konzerns, hält große Stücke auf der Ausstellung: „Für Benetton ist Design das Wesentliche des Konzerns, die Darstellung der Produkte und die Unternehmenskultur, ein Spiegel der Markenwerte und eine ausschlaggebende Form der Kommunikation mit der Welt.“

Da lohnt es sich genauer hinzusehen, vor allem bei den Projekten der Architekten und Ateliers. Sie wurden von Benetton eingeladen, innovative und exklusive Flagshipstores zu entwerfen und zu realisieren, die in den nächsten Jahren in einigen Städten, “die für unsere veränderte Welt typischen sind”, wie es heißt, eröffnet werden. Die Schar der Könner reicht von Massimiliano Fuksas, der ein ganzes Gebäude in der Innenstadt von Rom umgestaltete, über Alberto Campo Baeza mit seinem Beitrag für ein Geschäft in Samara, Russland bis hin Cino Zucchi, die für Brüssel und kaliningrad Geschäfte entwickelt hat.

Für Benetton ist die Ausstellung nach eigenen Angaben die bisher letzten Stationen auf einem langen Weg, der in den 1960er Jahren begonnen wurde, als das traditionelle Geschäft eine grundlegende Erneuerung erfuhr und in offene, junge, farbenfrohe, gemütliche Räume verwandelt worden sei. Erreicht worden sei dies durch Innovationen wie Sichtbarkeit der Innenräume von außen, Eliminierung von Verkaufstheken, indirekte Beleuchtung und Präsenz in den historischen Zentren der Städte in aller Welt.

Bilder zur Ausstellung “Opening soon” finden Sie hier.