“Süddeutsche.de” appelliert an Nutzer: keine Adblocker bitte!

14. Mai 2013 – Stefan Plöchinger, Chefredakteur von Süddeutsche.de, appelliert an die Nutzer: Bitte die Adblocker ausschalten, damit der Journalismus finanziert werden kann. Nachahmenswert! Die Verlegerverbände dürfen sich gerne darüber Gedanken machen, ob dies nicht mal ein Ansatz für eine Gattungswerbung ist. Spannend ist auch die Diskussion dazu. In den Kommentaren zu Plöchingers Kolumne gibt es Hinweise auf technische Hürden und Restriktionen, aber auch Pro und Contra zu diesem Aufruf. Die Werbeverweigerer, die den Content trotzdem kostenlos möchten, die ganz Schlauen, die Paid Content empfehlen (ob sie dann auch zahlen würden), die Befürworter, die Wertschätzer – alle sind sie mit ihren Meinungen vertreten. Die von Plöchinger ausgelöste Debatte erzählt viel davon, wie es um die Wertschätzung journalistischer Leistung im Internet bestellt ist. Lesen lohnt.

(Ergänzung am15.5.2013: Es handelt sich um eine koordinierte Kampagne mehrere Medienhäuser. Mehr dazu zum Beispiel auf absatzwirtschaft.de, wuv.de. Offenbar hat die Kampagne einen unerwünschten Nebeneffekt: Nutzung und Support der Adblocker steigen.)

Hier geht es zu Plöchingers Kolumne:

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Raus aus der Analogwelt

Big Data verändert als Marketing, und die große Frage für die Printtitel wird sein, wie sie von analog auf digital umschalten, um als Werbeträger und Kommunikationskanal den Anschluss nicht zu verlieren. Ein Beitrag für “Print & More”, die Zeitschrift des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), Ausgabe 3/2012:

Es gibt zwei gegenläufige Trends, die der Printwelt und damit auch den Magazinen künftig das Leben schwer machen könnten.

Zum einen, und dieser ketzerische Einwurf sei erlaubt, ist da die Trägheit mancher Verlage. Seit der ersten Medienkrise Anfang der 2000er Jahre ist folgendes Muster zu beobachten: Jede Krise führt zu hektischer Betriebsamkeit und Produktideen, aber sobald die Konjunktur wieder anzieht lässt der Elan nach und man versucht mit business as usual wieder über die Runden zu kommen. Bezahlschranken und Paid Content sind der beste Beleg für diese These. Hochgejazzt, wenn es brennt, fast vergessen, wenn es wieder etwas besser läuft.

Zum anderen gewinnt das Marketing stark an Dynamik, nachdem es, ebenfalls krisengeschüttelt, einige Jahre konzeptionell nicht wirklich vorangekommen ist. Der Treiber ist die Digitalsierung, und das meint nur am Rande neue Technologien wie Targeting oder Real-Time-Bidding im Online-Bereich, sondern vor allem Big Data und Business Intelligence. Nachdem das Marketing mit den angehäuften Informationen über bestehende und existierende Kunden Jahrzehnte nicht wirklich umgehen konnte, ist es nun ganz erpicht darauf, den wahren Wert der Kenntnisse über Märkte, Kunden und Kaufverhalten zu heben. Denn: Der Return on Marketing Investment (RoMI) avanciert mehr und mehr zur zentralen Maßeinheit für den Erfolg, und datenbasiertes Marketing gilt als Erfolgspfad zu einem positiven RoMI. Die Dynamik in dieser Entwicklung ist immens, und die Werbeträger müssen sich die Frage stellen, welche Rolle sie künftig in einem durchdigitalisierten Marketing spielen.

Die gute Nachricht für die Medien ist, so die CMO-Studien von IBM, dass das Spiel noch offen ist. Über zwei Drittel der weltweit befragten 1700 Chief Marketing Officers haben angegeben, auf die Datenexplosion noch nicht wirklich vorbereitet zu sein. Aber sie werden Strategien entwickeln und in Technologie investieren, um Big Data endlich in den Griff zu bekommen. Der Zug rollt. Und es wird nur wenige Werbekunden geben, die sich am Versandhaus Manufactum ein Beispiel nehmen, das dem Analysehype aus Prinzip entsagt hat und lieber auf den Händlerinstinkt vertraut.

Die Verlage tun deshalb gut daran, nicht im Krisenzyklus über Innovationen nachzudenken, sondern jetzt zu überlegen, wie sie ihre Titel in einer digitalisierten Marketingwelt positionieren. Communitys, Dialogmarketing, 3D-Tagging, Augmented Reality….Denkanstöße, einen digitalen Footprint der Leser und User zu erzeugen und in den Big Data-Pool einzuspeisen, gibt es genug.

 

 

Der verschluckte Gastkommentar

Ade, hätte Dich gerne noch mal gesehen. Aber Springers Paid Content-Maschine hat Dich sofort verschluckt. Wer Dich lesen will, muss zahlen für die Nutzung des Webauftritts. So ein Abo habe und brauche ich in Düsseldorf auch nicht…. Tja, und dabei habe ich mir doch so viele Mühe gegeben, den Gastkommentar zum antizyklischen Marketing knapp, klar und so populär abzufassen, dass nicht nur Marketingexperten damit etwas anfangen können. Das sieht dann so aus:

http://www.abendblatt.de/wirtschaft/karriere/article1343018/Antizyklisch-ins-Marketing-investieren.html

Diese kleine Episode – mich hat das aber für einen Moment wirklich geärgert, was man marketingtechnisch mit Bedarf übersetzen könnte! – weckt doch die Hoffnung, dass Paid Content in bestimmten Bereichen funktionieren kann. Für die Verlage wäre es ein Segen.

Warum ich ausgerechnet fürs Hamburger Abendblatt schreibe? Nun, die Zeitung begleitet die Neue Philantropische Gesellschaft, die sich in der Traditon der europäischen Aufklärung sieht. In einer Vortragsreihe beschäftigt sie sich mit der Wirtschaftskrise, deren Folgen und sich ergebenden Chancen. Ohne Powerpoint und hanseatisch-ehrwürdig in den Hamburger Mozartsälen. Das beste daran war die Dikussion über Werte und Ethik in den Unternehmen. Ausgelöst hatte ich sie mit einem Vortrag, der auf einigen jüngeren Beiträgen aus der absatzwirtschaft basierte.

Der Planungsumfrage für 2010 zum Beispiel, Titelgeschichte in der absatzwirtschaft 10/2009.

http://www.absatzwirtschaft.de/Content/default.aspx?_p=1004040&sst=L3EvzbjSwfOVT0IXIMAXivPArVntjio8

Die Ergebnisse eines Workshops zur DNA erfolgreicher Unternehmen aus der Sonderausgabe zum Deutschen Marketing-Tag 2009.

http://www.absatzwirtschaft.de/Content/default.aspx?_p=1004040&an=100928001

Die Case-Study zur Service- und Innovationsoffensive der Firma Trumpf aus demselben Heft.

http://www.absatzwirtschaft.de/Content/default.aspx?_p=1004040&an=100928030

Oh, Verzeihung, Sie kommen an die Beiträge nicht heran? Kein Abo? Tja. Versuchen Sie die Kernaussagen dieser Beiträge mal schnell zu googeln. Geht nicht. Und das ist gut so.

Megatrend Smart News

Auf meinem Handy habe ich kürzlich ein paar News- und Infodienste eingerichtet, über die ich mich unterwegs auf dem Laufenden halten kann. Erst war ich begeistert, dann schockiert. Weshalb? Weil es zuviel ist. Zumindest kostenlos. Drei, vier Ticker führender deutscher Medienhäuser geschickt kombiniert, und von den relevanten Ereignissen entgeht Ihnen nichts mehr.

Der exklusiv für die Printausgaben vorgehaltene Content? Geschenkt. Leser nutzen Printmedien ohnehin selektiv, scannen die meisten Inhalte mehr als dass sie sie lesen. Umso besser, wenn Pushdienste sie schon mal vorselektieren. Und ob das Fehlen der Exklusivmeldungen und –geschichten auf diesen Tickern wirklich als relevant empfunden wird? Fraglich. Die Menschen haben ohnehin den Eindruck, zu viel denn zu wenig Information zu bekommen. Für wen ist es denn wirklich relevant, wenn irgendwo ein Landespolitiker vom Sturmgeschütz der Demokratie demoliert wird? Für eine Minderheit.

Nun brauche ich bedrucktes Papier fast wie die Luft zum Atmen, kann an keiner Zeitschrift und Zeitung vorbeigehen, ohne einen Blick hineinzuwerfen, den Duft zu atmen, die Gestaltung auf mich wirken zu lassen und die Texte anzulesen. Die Mehrheit der Leser ist im Vergleich dazu wahrscheinlich eher emotionslos – und für die digitalen Alternativen empfänglich. Die entsprechenden Programme („Apps“) der Verlage für die Smartphones werden sicher ein rasender Erfolg. Jede Wette, sie werden den gedruckten Ausgaben mehr und mehr das Leben schwer machen, zumindest die Zweitzeitung ersetzen und solche Leser, die ohnehin nicht mehr zu überzeugt sind, zur Abo-Kündigung bewegen und den Kioskverkauf drücken.

„Smart News“ haben schließlich gegenüber den Internetauftritten einen Riesenvorteil: Sie sind mobil und noch dazu mit Multimedia anzureichern. Für die Medienhäuser ist es deshalb überlebenswichtig, Apps anzubieten. Und zwar kostenpflichtig.