Deutscher Marketingpreis 2009 / Marketingplanung 2010

Editorial zur absatzwirtschaft-Ausgabe 10/2009:

Fast wie bestellt bessert sich vor der Bundestagswahl auch in Marketing und Vertrieb die Stimmung. Immerhin gut die Hälfte der Entscheider hält es mit dem Bonmot des Walmart-Gründers Sam Walton zur Rezession: “Ich habe darüber nachgedacht und mich entschieden, nicht daran teilzunehmen.”

Diese gelinde Arroganz darf sich ein Entscheider im Unternehmen zwar nicht ganz und gar zu eigen machen, aber ein wenig schimmert diese Haltung auch durch die Ergebnisse unserer Planungsumfrage für 2010: 48 Prozent der Vertriebsmanager und 56 Prozent der Marketingentscheider äußern sich zu den Aussichten positiv. Nun müssen den Worten Taten folgen. Was sonst noch von Marketing und Vertrieb zu erwarten ist, erfahren Sie in unserer Titelgeschichte.

Lange schon auf Ballhöhe agiert die Einkaufsgenossenschaft Intersport. Und das nicht nur mit Blick auf das Sortiment.
Auch strategisch stimmt’s bei dem Heilbronner Unternehmen. Im Interview mit absatzwirtschaft-Redakteur Thorsten Garber spricht Vorstand Klaus Jost darüber, wie Intersport als ehrlicher Makler zwischen Markenartiklern und Einzelhändlern für ein überzeugendes Gesamtangebot für die Kunden sorgt.
Und nicht nur das. Jost wirft Schlaglichter auf die Internationalisierung, das Rabatt-Unwesen und die Krise von Karstadt. Von der profitieren die Intersport-Händler (und andere Fachhändler wahrscheinlich auch). Josts Ursachenanalyse ab Seite 12 ist ebenso sachlich wie klar.

Nicht ungetrübt ist das Verhältnis von Werbungtreibenden und Agenturen. Deshalb haben Handelsblatt und absatzwirtschaft zu einem gemeinsamen Roundtable geladen. Zu klären war ein brennendes Thema: Wie erfolgsabhängig lässt sich die Agenturvergütung gestalten?
Kann man die Dienstleister überhaupt an den wirtschaftlichen Ergebnissen einer Neueinführung oder eine Kampagne beteiligen?
Eine interessante Frage.

Schönfärberei ist entgegen oft geäußerter öffentlicher Meinung nicht Ziel des Marketing. Sie kann aber äußerst angesagt sein, wenn man sie als Geschäftsfeld betrachtet – wie bei der Haarpflegemarke Schwarzkopf. Seit Jahren bearbeitet sie die Märkte für Verbraucher und Profis so intensiv, dass sie mit Marken wie Schauma, Gliss oder Taft zu immer neuen Erfolgen eilt. Schwarzkopf, der Wachstumsmotor des Henkel-Konzerns, gewinnt als solcher den Deutschen Marketing-Preises 2009. Chapeau!

Freuen Sie sich auf die Präsentation des Marketing-Champions auf dem Deutschen Marketing-Tag am 30. Oktober in Berlin. Das Motto des Kongresses: “Keine Kompromisse. Marketing der neuen Realität”.

Print kann jetzt auch Bewegtbild

Die Konvergenz der Medien treibt seltsame Blüten. In den USA fanden sich jetzt CBS, Pepsi und die Zeitschrift Entertainment Weekly zusammen, um einem Printmagazin erstmals die Videofähigkeit zu verleihen. Koordiniert hat den Deal laut International Herald Tribune die Mediaagentur OMD. Clips aus TV-Shows und ein Pepsi-Spot kommen auf einem kleinen, einige Quadratzentimeter großen Screen in dem Magazin auf immerhin auf 40 Minuten Spielzeit. Eine “Innovation” mit quakendem Sound und dürftiger Bildqualität. Hier ist zusammengewachsen, was nicht zusammengehört. Auch wenn die Preise sinken sollten und die Qualität besser wird – Videos haben in Zeitschriften nichts zu suchen. Das Medium der Wahl dafür trägt fast jeder Verbraucher mit sich rum: das Handy. Je smarter und besser die Mobiltelephone im Vierteljahresrhythmus werden, desto aussichtsloser erscheint jeder Versuch, Print mit audiovisuellem Material aufzuwerten.

Focus, Ramp, Bild, Freitag – Media-Innovation Made in Germany

Eher selten suchen US-amerikanische Marketers Inspiration in good old germany. Umso bemerkenswerter ist die Anerkennung, die Media-Innovationen aus Deutschland derzeit zwischen NY und LA zuteil wird. Lowe-Manager Gunnar Brune schrieb schon im März fürs führende Branchenblatt Advertising Age einen Beitrag zum Thema, in dem er den drei Neuheiten vorstellte: Jacob Augsteins Web-2.0-Zeitung “Der Freitag”, Ramp, das neue, ebenso mutige wie aufwändige Magazin zur Autokultur aus Reutlingen, und das neue, erfolgsabhängige Vergütungssystem der Axel Springer Media Impact (ASMI) für FMCG-Werbung in der Bild-Gruppe. Jetzt wurde auch dem Focus besondere Aufmerksam zuteil. Für den Einsatz von RFID in den Mediaforschung erhielt das Burda-Magazin in den USA den RFID-Journal-Award. Briefmarkengroße Miniaturchips werden auf jeder Doppelseite des Haftes angebracht und über Lesegeräte werden in Testhaushalten genaue Daten darüber erhoben, wer wann wie lange und wie oft eine Seite nutzt. Sicher ein Ansatz, der sich noch entwickeln muss, aber vielversprechend, denn er erlaubt erstmals die passive Messung von Kontakten auf Redaktion und Anzeigen. Im Moment läuft ein Feldtest, dessen Ergebnisse im Juni vorliegen sollen. Wer neugierig ist, erfährt hier mehr.