Coupon-Calculator – wie Wissenstransfer funktionieren kann

Unsere Titelgeschichte zur Praxisferne der Marketing-Wissenschaft in absatzwirtschaft in absatzwirtschaft 6/2012 hat vielerorts eine muntere Diskussion ausgelöst. Uns erreichen auch Beispiele, die zeigen, was möglich ist. Ein innovatives Projekt ist der Coupon-Calculator von Prof. Dr. Bernd Skiera, der an der Frankfurter Goethe-Universität seit 1999 den damals ersten Lehrstuhl für Electronic Commerce in Deutschland inne hat. Seit gut einem Jahr online, hilft der Calculator Händlern, Restaurantbetreibern und anderen, die Effizienz von Coupon-Programmen zu berechnen, und das ist nicht nur aufgrund seines Praxisnutzens interessant, sondern auch als gelungenes Beispiel für den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Praixs. Das Tool ist weiterhin aktuell, denn in jüngerer Vergangenheit sind immer wieder Fälle bekannt geworden, in denen Anbieter von Coupons draufgezahlt statt verdient haben. Lesen Sie dazu auch die Glosse von absatzwirtschaft-Autor Frank Puscher über die “Volksseuche Digitalgutschein”.

Was bringt die Wissenschaft?

Die Praxisferne der Marketing-Wissenschaft und die möglichen Wege aus dieser Falle sind Thema der Titelgeschichte in der absatzwirtschaft 6/2012. Hier mein Editorial dazu, und, indirekt, zum 75. Geburtstag von Professor Heribert Meffert im Mai:

An einen meiner ersten Termine als Chefredakteur der absatzwirtschaft erinnere ich mich noch gut. Auf Anraten meines Vorgängers, dem langjährigen Redaktionschef Friedhelm Pälike, fuhr ich im Jahr 2000 zur Westfälischen Wilhelms-Universität nach Münster und besuchte Professor Heribert Meffert, den Granden der deutschen Marketingwissenschaft, der im Mai dieses Jahres seinen 75. Geburtstag feierte. Noch neu in der Branche, traute ich damals meinen Ohren nicht. Der bekannteste und profilierteste Marketingforscher Deutschlands ging mit seiner Disziplin hart ins Gericht. Marketing, eröffnete er mir, sei eigentlich eine “Nachlaufwissenschaft”, immer auf den Spuren der Praxis, aber nicht vorneweg. Es sei zudem praxisfern, was Meffert auch auf die zunehmende und extreme Spezialisierung seiner Kollegen zurückführte. Wer brauche schon die x-te Studie zur nächtlichen Beleuchtung von Reklameschildern in Innenstädten? Ich weiß bis heute nicht, ob das ein Scherz war oder ob es solch ein Forschungsvorhaben gab. Was aber sicher ist: Sein Thema steht immer noch auf der Tagesordnung.

 

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