Fehlende Führung bremst Produkteinführungen aus

Das Institut für marktorientierte Unternehmensführung IMU der Universität Mannheim legt in seiner neuen Forschungsreihe zu Marktneueinführungen – von hohen Flopraten wissen ja viele Marketer ein Klagelied zu singen – den Finger in einer Wunde: die interne Führung.

178 Topmanagern aus verschiedenen Branchen haben mitgemacht, und die erfolgreichen Unternehmen betonen neben den üblichen externen  auch die internen Einführungsaktivitäten, zum Beispiel die Incentivierung von Mitarbeitern und Managern auf Basis des Launcherfolgs. Es wäre bestimmt eine spannende Untersuchung, mal empirisch aufzudröseln, wieviele Produktneueinführungen gar nicht am Markt, sondern an schlechten Prozessen, missgünstigen Kollegen oder dem berühmten “Not-invented-here”-Syndrom scheitern. Das beschreibt eigentlich die Zurückhaltung von Unternehmen, externes Wissen einzubeziehen. Aber so etwas gibt es auch innerhalb von Organisationen. Was die eine Abteilung ersonnen hat, muss die andere ja nicht unbedingt mittragen. Ein Schelm, wer da an Marketing und Vertrieb in mancher Firma denkt…..

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Bruce Willis öffnet LR-Vertriebler die Türen

LR Health and Beauty Systems aus Ahlen hat den Marketingpreis des Marketingclubs Münster-Osnabrück gewonnen. Ich war überrascht. Nicht über den Gewinn selbst – der klingt hochverdient -, sondern wie sehr sich das Unternehmen gewandelt hat.

Es muss Ende der 1980er-Jahre gewesen sein, als ein Bekannter sein persönliches Umfeld auf eine harte Probe stellte. Mit einem Koffer voller Duftpröbchen rückte er an, wollte Eau de Toilettes verkaufen, die nicht original waren, aber vorgeblich genauso riechen sollten wie die der großen Hersteller. Deutschland machte damals Bekanntschaft mit dem Strukturvertrieb LR aus Ahlen, der Bekannte mit den Grenzen der Duldsamkeit der Menschen.

Zwanzig plus x Jahre später vertraut LR weiter auf seine Vertriebspartner,  300.000 an der Zahl und international im Geschäft. Das ist ein anderes geworden. LR hat sich vom reinen Struki-Vertrieb aufgeschwungen zum marketing-getriebenen Unternehmen, an dessen Spitze mit CEO Dr. Jens M. Abend ein ehemaliger McKinsey-Mann und Fielmann-Vorstand steht. Jüngster Coup: Celebrity-Marketing mit Hollywoodstar Bruce Willis. Der Mann aus Filmen wie „Stirb langsam“ eins bis x oder „The Sixth Sense“ gibt nicht nur seinen Namen, sondern hat in einem mehrjährigen Prozess Rede, Antwort und vor der Kamera gestanden, um den Duft mit seinem Namen zum Erfolg zu machen. Ausgerechnet mit dem Unternehmen aus der münsterländischen Provinz und nicht mit einem der globalen Marktführer. Dafür hat LR nun den Marketingspreis des Marketing-Clubs Münster-Osnabrück gewonnen, der gestern vergeben wurde.

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The Joneses: Wenn die Marketing-Maschine durchdreht….

In den nächsten Tagen berichte ich Ihnen von Erlebnissen und Begegnungen in Cincinnati / USA, dem Sitz von Procter & Gamble, und nicht nur deshalb einem der weltweit wichtigsten Zentren für Markenführung. Schon der Flug hielt eine überraschende Einstimmung bereit: Im Flugzeug wurde der Film “The Joneses” (USA 2009) gezeigt, von dem ich bisher nichts gehört hatte. Die Joneses, eine schrecklich nette Familie, ziehen in eine neue Stadt. Die vier sind perfekt gestylt, gesellig, freundlich und offen für die Menschen am neuen Wohnort. Zu perfekt, zu gestylt und aus gutem Grund so wahnsinnig kommunikativ. Sie sind in Wahrheit nicht Mutter und Vater, Tochter und Sohn sondern ein Marketing-Team, das die neue Nachbarschaft für alle möglichen Konsumgüter begeistern soll. Und das tun sie, höchst effektiv, bringen Golfschläger, Fernsehgeräte, Lebensmittel und Kosmetika unters Stadtvolk. Das denkt freilich, es würde einer wunderbar-perfekten Familie nacheifern. Das kann nicht gut gehen, weder für die Joneses, die den ultimativen “Icon-Status” in ihrer Verkaufsorganisation anstreben, noch für ihre Kunden, die nicht wissen, dass sie welche sind…

“The Joneses” ist ein sehenswerter Film mit Demi Moore als ehrgeizige Mutter, ähem, Teamleiterin, und David Duchovny als gescheitertem Gebrauchtwagenverkäufer und “Ehemann”, der sich als Sales-Mann zunächst dumm anstellt, dann das perfide Verkaufskonzept inhaliert und schließlich…. ach, das sollten Sie selber sehen.

Als Marke in dem Film sehr präsent ist Audi. Da der Konsumrausch, in den die neuen Bekanntschaften im Gefolge der Joneses verfallen, aber als leer und frei von Lebenssubstanz entlarvt wird, zahlt die Mitwirkung sicher nicht aufs Markenkonto des Unternehmens ein.