Einem besonderen Fall von Produktpiraterie glauben finnische Kommentatoren auf die Spur gekommen zu sein. Im Georgien-Konflikt, so das Ergebnis ihrer Fotoauswertung, hätten russische Truppen Uniformen mit einem geschützten finnischen Tarnmuster getragen. Das besondere an der EU-weit geschützten Camouflage M/05 ist, dass sie auf Luftbildern der finnischen Wälder basiert. „Did Russia steel Finish uniforms?“, titelte deshalb die International “Herald Tribune” in ihrer gedruckten Ausgabe vom 21. November. Von russischer Seite, so die Tribune, handelten sich die Finnen den Vorwurf ein, mit der Geschichte nur ihr Produkt bekannt machen zu wollen. Die finnischen Behörden teilten mit, dass die Muster der Russen mehr oder weniger denen von M/05 entsprächen, aber der Schnitt der Uniformen ein anderer sei. Dabei wünschen sie sich wohl insgeheim, die Geschichte würde einfach auslaufen. Tut sie aber nicht. Über 1000 Kilometer gemeinsame Grenze und eine keineswegs in einvernehmlicher Nachbarschaft verbrachte Geschichte lassen viele Finnen auf die bloße Botschaft nervös reagieren, dass es in Russland offenbar Uniformen gibt, deren Zeichnung dem Farb- und Formenbild der finnischen Wälder nachempfunden ist
Finnische Uniformen: Produkt-PR oder Piraterie?
By Christoph Berdi
Christoph Berdi, Jahrgang 1966, hat an der Universität Dortmund Journalistik und Geschichte studiert und bei der WAZ-Gruppe volontiert. Der Diplom-Journalist arbeitete freiberuflich für verschiedene Medien wie die Deutsche Welle, Süddeutsche Zeitung und Ruhr-Nachrichten, bevor er 1994 als Redakteur zum Fachverlag der Verlagsgruppe Handelsblatt wechselte. Dort arbeitete er zunächst für das „handelsjournal“. Von 2000 bis März 2013 war er Chefredakteur der absatzwirtschaft – Zeitschrift für Marketing.
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