Nachhaltigkeit ist Thema der Titelgeschichte in der neuen absatzwirtschaft 9/2012. Hier das Editorial dazu:
Der Biosprit E 10 ist gefloppt. Ein Marketingdesaster erster Güte, aber
dies nur am Rande. Politisch von Rot-Grün einst gewollt, von der Mineralölindustrie ohne jedwede Kommunikation mit den Verbrauchern an die Zapfsäulen gebracht, von der Automobilindustrie weitgehend ignoriert. Die Kunden reagierten höchst verunsichert.
Sie vertrauen dem neuen Treibstoff nicht. Nun kommt die Debatte über ein sozialethisches Problem hinzu: Die Getreideernte für den Sprit geht weltweit auf Kosten der Lebensmittelproduktion, auch wenn es, worauf Lobbyverbände gerne verweisen, nur wenige Prozent der Ernte sind. Ausdiskutiert ist das Thema noch nicht, aber das Beispiel von E 10 weist auf ein grundsätzliches Dilemma hin: Nachhaltigkeit ist relativ.
Das zeigt auch der absatzwirtschaft-Round-Table zum Thema, dessen Ergebnisse Sie in der Titelgeschichte dieser Ausgabe ab Seite 18 lesen. So unbestritten es ist, dass nachhaltigkeit eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit und keine Marketingmode ist, so muss sich doch jedes Unternehmen die Frage beantworten, was es in der Kommunikation mit den Kunden aus seinen Fortschritten macht. Es gibt Risiken. Sie lauern zum Beispiel in der Ökobilanz. Ein umweltfreundliches Produkt muss nicht mehr gar so makellos erscheinen, wenn der gesamte Ressourcen- und Energieeinsatz berechnet wird. Wer mit ökologischer Unbedenklichkeit wirbt, dem wird außerdem von der Öffentlichkeit sofort die Verantwortung für die gesamte Lieferkette zugewiesen. Nicht zuletzt reagieren die Kunden mitunter anders als erwartet: Wer nur einzelne Produkte in seinem Sortiment ökologisch optimiert, läuft Gefahr, die Verbraucher zu enttäuschen. Diese Erfahrung machen derzeit viele Einzelhändler, die nur unvollständige Bio-Sortimente anbieten.
Aller Anfang ist schwer – und dennoch muss er gewagt und die Kommunikation dazu angemessen dosiert werden. Denn Dr. Antje von Dewitz, Geschäftsführerin von Vaude, hat recht mit ihrem Statement: “Wenn wir erst kommunizieren, wenn wir zu 100 Prozent nachhaltig sind, können wir nie etwas sagen.”
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