Brand Driven Change und Systemcoding – Bücher zum Markenwandel

Markentechnisch steht die Deutsche Telekom heute besser da denn je. In einem mehrstufigen Prozess hat der Konzern ihren für Mitarbeiter wie Konsumenten undurchdringlichen Markendschungel gelichtet. Jetzt leuchtet magentafarben nur noch eine Marke, das “T”, wo früher T-Com, T-Online. T-Mobile, T-Shop, web´n´walk & Co. nicht für Klarheit, sondern für Verwirrung sorgten. Dafür gab es 2010 den Deutschen Marketing-Preis, und 2011 den Marken-Award in der Kategorie Bester Marken-Relaunch. Die Geschichte dieses Wandels hat jetzt Professor Dr. Jürgen Häusler von Interbrand im Auftrag der Telekom aufgeschrieben. Das daraus resultierende Buch “Brand Driven Change” ist bei Hoffmann und Campe erschienen. Keine unabhängige Betrachtung sondern Corporate Publishing, führt es den Leser dennoch sehr lesbar, reich illustriert  und inspirierend durch die Hintergründe dieser strategischen Weichenstellung.

In die Welt der Zeichen nehmen Professor  Gerdum Enders und Dirk Hampel die  Leser mit.  Ihr überaus ansehnliches Buch “Der Zukunftscode – evolutionäre Strategien für Marketing, Design, Technik behandelt die Codes der Marke, die sich in Zeichen und ihrer Bedeutung ausdrücken. Angewandte Semiotik kommt hier zum Tragen, und neben fundierten Einführungen zu Zeichen und Codierung  finden sich in dem Buch innovative Case Studys zu den Marken Leonardo (siehe auch absatzwirtschaft 10/2008), Swatch und dem Kamalaya-Hotel. Außerdem gibt es Tipps zur erfolgreichen Umsetzung. Enders und Hampel stellen Markenführung aus einem ganz eigenen Blickwinkel vor, sehr gut nachvollziehbar sowie lesens- und bedenkenswert. Aus der redundanten Masse der vielen Markenbücher, die kein Mensch mehr braucht, ragt dieses eindeutig heraus. Erschienen ist es im Frühwerk-Verlag.

Schmoret zufrieden

Wunderbar erfrischend schildert Karsten Kilian in seinem Büchlein “Marke unser – Branding zwischen höllisch gut und himmlisch verwegen”, warum manchen Marken noch verführerischer sind als Eva und der Apfel in ihrer Hand, und warum der Konsum im Gegensatz zum Biss in die Frucht alles andere zur Folge hat als die Vertreibung aus dem Garten Eden. Wer beruflich mit Marken zu tun hat, ist nach der Lektüre zwar fachlich nicht schlauer, geht aber unter Garantie am nächsten Morgen beseelt ins Büro. Der Grund: Kilian lässt sich auf ideologische und theologische Debatten gar nicht ein und dafür seiner Leidenschaft fürs Sujet freien Lauf. Das Programm gibt er mit einem Zitat vor, dass einer Kundin auf einen der größten anzunehmenden Unfälle im Marketing entfleuchte. Der GAU stellte sich ein, als Coca-Cola in den 80-ern allen Ernstes eine neue Rezeptur in den Markt einführte (kurze Zeit später verschwand die New Coke wieder). Die Frau soll darauf hin gesagt haben: “In meinem Leben gab es nur zwei Größen von bleibendem Wert. Gott und Coca-Cola. Eine haben Sie mir genommen.” Auf den knapp 100 Seiten begegnen dem Leser iGod Steve Jobs, der Nintendo Marken-Altar und das Glaubensbekenntnis von Harley Davidson. Dass Kilians persönliches Ranking der besten Songs rund um die Marke “Mercedes Benz” Janis Jolpins Titel gleichen Namens ausschließt, obwohl er ihn zuvor munter zitiert, ist nicht mal mit einer Beichte gut zu machen. Ab ins Fegefeuer dafür. Da muss sowieso jeder ein Stündchen länger schmoren, der Kilians  Begeisterung teilt.

PS: Wer es gerne etwas fachlicher hätte, besuche Karsten Kilians www.markenlexikon.com oder sein Lexikon auf absatzwirtschaft.de. Das Buch gibt´s nicht im Handel sondern auf www.markeunser.de.