Abschied von Bernd M. Michael

Mit Bernd M. Michael hat die Marketing- und Werbeszene eine ihrer herausragenden Persönlichkeiten nun endgültig verloren. Bis zu seinem tragischen Unfall im Jahr 2009 war er ein unermüdlicher Streiter für Marketing mit Substanz, für Kreativität mit Strategie. 

In der damaligen Redaktion der absatzwirtschaft haben wir die Zusammenarbeit mit ihm immer sehr geschätzt. Interviews und Storys mit ihm waren inspirierend und hatten gleichzeitig Hand und Fuß. Da kamen keine hohlen Floskeln, kein Chichi. Wir konnten uns sicher sein: Davon haben unsere Leser:innen etwas. 

In seiner Zeit als Präsident des DMV (Deutscher Marketing Verband) habe ich als Chefredakteur der Zeitschrift einige Zeit enger mit ihm zusammengearbeitet. Dabei habe ich erlebt, dass ihm nicht nur Marken und die Marken-Macher:innen wichtig waren. Auch das Image von Marketing und Werbung, ihr Beitrag zur #Wertschöpfung am Standort Deutschland lag ihm am Herzen.

Bernd M. Michael war Motor, Identifikationsfigur und Botschafter für Marketing und Werbung. Ein Überzeugungstäter, eine Type … und auch ein Fuchs.

Medienpsychologie: Jugendliche behalten gute Nachrichten besser als schlechte

Only bad news are good news? Vielleicht doch nicht. Deutsche können positive Informationen über das eigene Land deutlich besser im Kopf behalten als negative – im Gegensatz zu US-Amerikanern. Das fanden die Medienpsychologen an der Universität Hohenheim um Prof. Dr. Sabine Trepte gemeinsam mit US-Kollegen in einer Studie heraus. Sie untersuchten, wie gut verschieden ausgerichtete, fiktive Zeitungsartikel im Gedächtnis von Probanden haften bleiben. Das Ergebnis könne dazu beitragen, junge Leute wieder vermehrt zu Nachrichten in Textform hinzuführen, heißt es in einer Pressemeldung zu den Forschungsergebnissen. Erstmals veröffentlicht wurden sie im Journal of Media Psychologie.

Wenn Menschen Zeitung lesen, bleiben manche Artikel besser im Gedächtnis haften als andere. Wesentlich ist dabei die Frage, ob das eigene Land im Vergleich zu einem anderen im Text positiv oder negativ dargestellt ist. „Positive Nachrichten merken sich die Leser deutlich besser – was allerdings nur für Deutsche gilt“, wird Prof. Dr.  Sabine Trepte, Medienpsychologin an der Universität Hohenheim, in der Mitteilung zitiert. Sie hat dazu gemeinsam mit Kollegen der Ohio State University in Columbus/USA ein Projekt des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) durchgeführt.  Die Forscher haben in beiden Ländern Studierenden verschiedene Zeitungsartikel vorgelegt – 119 Testpersonen in den USA und 245 in Deutschland. „Zwei Texte beschäftigten sich mit Bildung und der nationalen Sicherheit – beides Themen, die für junge Leute sehr wichtig sind“, erklärt Prof. Dr. Trepte. Bei jeweils der Hälfte der Probanden war Deutschland in den beiden Artikeln positiver dargestellt als die USA, bei der anderen Hälfte war es umgekehrt. Zwischen den beiden Texten gab es jeweils einen sogenannten Störtext mit neutralem Thema, der vom Ziel der Studie ablenken sollte. Anschließend legten die Forscher den Probanden Fragen zum Inhalt vor. „Wir wollten sehen, ob die für das eigene Land positive oder negative Färbung eines Artikels dazu führt, sich die Inhalte besser zu merken“, so Prof. Dr. Trepte. Das Ergebnis sei deutlich: „Deutsche behalten positive Informationen über das eigene Land deutlich besser im Gedächtnis als negative. Ein Effekt, der bei US-Amerikanern nicht erkennbar ist.“ Nun könnte man natürlich nicht alle Texte positiv verpacken, damit sich die Leser die Inhalte besser behalten, räumt Prof. Dr. Trepte ein. Doch Schulen und Bildungsstätten rät sie, diesen Effekt zum Lernen zu nutzen. „Sie sollten die Jugend dazu animieren, wieder mehr Nachrichten in der Zeitung zu lesen. Wenn sie sich zum Einstieg an positiven Nachrichten ausrichten würden, könnte das zum Erfolg beitragen.“

Aktuelles Paper im Journal of Media Psychology: http://dx.doi.org/10.1027/1864-1105/a000182

Is Virtual Reality The New Tech Frontier For Brands? – Brand Quarterly

Gerade entdeckt: Brand Quarterly, eine interessante Website, sehr up to date mit guten Inhalten über Markenführung in der digitalen Transformation. Hier ein Link zu einer Story über Virtual Reality und ihren Nutzen für die Markenführung.

This year is poised to be the year of Virtual Reality (VR) for brands. In fact, it’s predicted that this will be the VR industry’s first billion-dollar year – with the potential for market growth of up to 150 billion by 2020. And VR isn’t just for gamers anymore – brands of all types and sizes have watched heavyweight innovators like Google and Red Bull experiment with the platform – successfully driving deeper, more meaningful experiences for their customers. It’s only a matter of time before broader, more widespread adoption takes place across the enterprise.

Source: Is Virtual Reality The New Tech Frontier For Brands? – Brand Quarterly

Buchtipp: Trends und Triften im Sprachgebrauch

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Mit meiner Schriftsprache gehe ich hin und wieder zur Kur. Damit sie klar und verständlich bleibt und vor allem weiter das erzählt, was ich wirklich denke oder empfinde. Bücher in guter Sprache zu lesen ist dafür ein bewährtes Hausmittel. Lyrik zum Beispiel. Aber auch manche Texte über Sprache wirken heilsam gegen Irrungen und Wirrungen beim Schreiben.

In meiner Hausapotheke habe ich seit gut 30 Jahren einen Essayband stehen, der wahre Wunder vollbringt: „Redens Arten – Über Trends und Tollheiten im neudeutschen Sprachgebrauch“ von Dieter E. Zimmer, Autor, Herausgeber, Übersetzer 40 Jahre lang Redakteur der Wochenzeitung Die Zeit. Dieses Buch begleitet mich nun durch 30 Jahre Journalismus und Kommunikation. Zugegeben, es gibt Phasen, in denen staubt es jahrelang vor sich hin. Aber kürzlich entsann ich mich seiner, als ich über einem Blog-Thema grübelte, und siehe da – es erfüllt weiter treu seinen Zweck. Ausführungen wie diese sind zeitlose und amüsante Prüftsteine für Texte, fremde wie eigene: (more…)

Alle sind online? Von wegen.

Auf ihrer diesjährigen Markenroadshow präsentierten Serviceplan, die GfK und der Markenverband ein Konzept zur Markenführung in Zeiten der Digitalen Transformation. Im Zentrum steht ein Modell, das die fürs Marketing wichtige Zielgruppe der Haushaltsführenden nach dem Grad ihrer digitalen Affinität segmentiert. Überraschung: 42 Prozent leben digital abstinent.

Die GfK hat Panels, die das Kaufverhalten und die Mediennutzung aufzeigen, mit klassischen Mediastudien wie dem Fernsehpanel der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschungen zusammengeschoben. Auf Basis dieser “Datenfusion” können die Marktforscher drei Zielgruppen-Typen beschreiben:

  •  Non User, oder kurz “Nons“, die 42 Prozent der Zielgruppe der Haushaltführenden ausmachen,
  •  Standard User, die sogenannten “Stans“, die 25 Prozent repräsentieren,
  •  sowie die mobilen digitalen User, die “Modis”. Sie stehen für 33 Prozent der Zielgruppe.

Als “heavy user” sind die “Modis” für das Marketing natürlich besonders interessant. Viele greifen schon direkt nach dem Aufstehen zum Smartphone und sind sofort ansprechbar. Außerdem sind sie eigentlich dauernd und über verschiedene Geräte online, sodass sie mit von Hilfe Cookies und Retargeting auf verschiedenen Kanälen immer wieder gezielt adressiert werden können. Ein Schlaraffenland voller Touchpoints für Marketers und Mediaplaner, die auf dieser Klaviatur spielen können. Serviceplan, GfK und Markenverband sehen bei Marken, die eine überdurchschnittliche Anzahl der „Modis“ adressieren, signifikante Gewinne von Marktanteilen. Bei den „Stans“, die eher pragmatisch das Standardprogramm von Email über Google-Suche bis hin zu Produktrecherchen fahren, sieht die Kommunikationswelt schon weniger lukrativ aus. Die “Nons”, in der Mehrzahl Ruheständler, sind über digitale Kontaktpunkte kaum zu erreichen.

 

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Eine Frage des Alters: Die Non User (“Nons”) sind überwiegend bereits im Ruhestand, während die “Modis” am Anfang ihres Berufslebens stehen. Grafik: GfK, Markenverband, Serviceplan

 

Betrachtet man aber manche Diskussionen über State-of-the-Art-Marketing, so entsteht jedoch leicht der Eindruck, es gehe nur noch um die „Modis“ und alles werde digital. Das sollten sich die Marketers aber gut überlegen: Die digital nicht aktiven „Nons“ sowie die pragmatischen „Stans“ stehen nach wie vor für zwei Drittel und damit die Mehrheit der Haushaltsführenden. Es bleibt deshalb eine Hauptaufgabe für viele Marken – bei allem Sturm und Drang zur digitalen Innovation – die Kommunikation mit diesen mehr oder wenigen „analogen“ Zielgruppen nicht zu vernachlässigen, selbst wenn die “Modis” die attraktivste Zielgruppe sind. Vielversprechend ist es offenbar, die Zielgruppen nicht getrennt anzusprechen, sondern vernetzt: Bei gleichem Budgeteinsatz seien so eine um zwölf Prozent größere Effizienz und in der Regel auch höhere Umsätze zu erzielen. Eine optimale Werbewirkung – so der auf der Roadshow kommunizierte Erfahrungswert – werde derzeit durch einen konvergenten Einsatz von analogen mit digitalen Medien im Verhältnis von 70 zu 30 Prozent des Budgets erreicht. Diese Ratio wird sich In Zukunft  jedoch zugunsten der digitalen Medien verschieben:

 

Title slide for Serviceplan

Noch machen die “Modis” nur ein Drittel der Haushaltsführenden aus, aber ihr Anteil wird kontinuierlich steigen. Grafik: GfK, Markenverband und Serviceplan.

 

Mit der Faustregel “70/30” allein ist natürlich ohnehin keine vernetzte Markenführung zu machen. Was es dazu nach Ansicht von GfK, Markenverband und Serviceplan im Detail braucht, zeigt dieses Papier mit Infos und Hintergründen zur Arbeit mit den „Nons“, „Stans“ und „Modis“, zu crossmedialer Mediaplanung, Retargeting, Touchpoints, Real Time Data, Content und Vertrieb.