Thyssenkrupp setzt auf Evolution

Thyssenkrupp, seit 1999 fusioniert und mit Sitz in Essen, schreibt mit dem Marken-Relaunch seine Geschichte fort und positioniert sich als der diversifizierte Technologiekonzern, zu dem er sich in den vergangenen Jahren entwickelt hat.

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Konzernzentrale in Essen: CEO Dr. Heinrich Hiesiger vor dem neuen Markenauftritt (Foto: Thyssenkrupp).

 

Ein notwendiger Schritt, denn die Marke repräsentierte bis dato eine vergangene Welt. Der Bogen, das Markenerbe von Thyssen, sowie die drei Ringe, die Reminiszenz an das alte Krupp-Logo, standen für eine Stahlindustrie alter Prägung, für jenen „Pulsschlag aus Stahl“, wie ihn Herbert Grönemeyer in seinem Lied „Bochum“ besang. Man sieht die Stahlbrammen quasi vor sich, spürt die Hüttenfeuer und hört den Lärm der Walzstraße. Aber Thyssenkrupp hat immer weniger mit dieser archaischen Schwerindustrie gemeinsam. Der Anteil des Industriegüter- und Dienstleistungsgeschäft am Gesamtumsatz von 43 Milliarden Euro (Geschäftsjahr 2014/2015) wächst weiter, während sich der Anteil des Stahlgeschäfts bereits von 60 auf 30 Prozent halbiert hat,

Vorstandschef Dr. Heinrich Hiesinger beschreibt die Ausgangslage so:

„Thyssenkrupp hat sich in den vergangenen Jahren nachhaltig verändert. Wir sind heute ein anderes Unternehmen. Wir sind diversifizierter und stabiler geworden, werden aber noch nicht überall als der leistungsfähige Industriekonzern wahrgenommen, der wir sind und künftig noch mehr sein wollen. Deshalb haben wir uns entschieden, die Marke weiterzuentwickeln.“

Hiesinger geht es auch darum, ein positives, weithin wahrnehmbares Zeichen zu setzen, denn Thyssenkrupp gehörte in den letzten Jahren durchaus zu den Sorgenkindern der deutschen Wirtschaft. Fehlinvestments in Stahlwerke in den USA und Brasilien, letzteres ist noch nicht verkauft, Korruptionsdelikte und Kartellvergehen führten letztlich vor zwei Jahren zu diversen Wechseln in Topmanagement und Aufsichtsrat. Gerhard Cromme, langjähriger Krupp-Chef und Vater der Fusion von Thyssenkrupp, legte sein Mandat als Vorsitzender des Aufsichtsrats damals nieder. Keine schönen Schlagzeilen.

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Social Entrepreneurs: DotHIV geht neue Wege im Online-Fundraising

Seit knapp einer Woche gibt es neue Internetdomains als Ergänzung zu bekannten Kürzeln wie .de, .com, .biz oder .org. Mit einer der zusätzlichen Endungen hat es etwas Besonderes auf sich. Die Rede ist von .hiv. Das Sozialunternehmen DotHIV nutzt sie zur Unterstützung von Hilfsprojekten für AIDS-kranke Menschen. Eine Innovation im Online-Fundraising mit großem Potenzial – und besonderen Herausforderungen in der Kommunikation. Nicht nur, weil AIDS und HIV auch hierzulande in weiten Bereichen von Gesellschaft und Wirtschaft nach wie vor mit Stigma und Tabu belegt sind. Hinzu kommt, dass der Fundraisingprozess von DotHIV zwar ausgeklügelt, aber auch erklärungsbedürftig ist.  

Wer steht hinter der Initiative DotHIV?

Die DotHIV-Initiative mit Sitz in Berlin ist keine Hilfsorganisation, sondern ein Sozialunternehmen im Sinne des “Social Entrepreneurship”, das seine Gewinne in Sozialprojekte investiert. Geschäftsführerin des DotHIV-Vereins ist Ina von Rosenstiel. Mitgründerin Carolin Silbernagl, die mir für diesen Blogeintrag Rede und Antwort stand, leitet als Geschäftsführerin die TLD DotHIV Registry GmbH zur Verwaltung der .hiv-Domains.

DotHIV hat sechs Mitarbeiter sowie viele Helfer und Unterstützer, darunter Google, den Domainregistrar Key Systems, die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC und die Hamburger Werbeagentur Thjnk. In einem Pro-domo-Projekt von Thjnk entstand die Idee zu DotHIV. Agenturmitgründer und Vorstand Dr. Michael Trautmann ist als Investor und Botschafter für die Initiative unterwegs, hat sogar den U2-Frontmann Bono auf die Initiative aufmerksam gemacht.

In den Büchern von DotHIV stehen mehr als 600.000 Euro Investment, auch aufgelaufen durch fünf Jahre Vorlauf und die Verhandlungen mit der “Internetregierung” ICANN. Diese berechnete allein 185.000 Dollar für die Prüfung. Das Geld stammt von der Investitionsbank Berlin, Tengelmann Social Ventures und weiteren Investitionen.

“Die Idee, den Kampf gegen Aids zu digitalisieren und mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell Aufmerksamkeit für ein gesellschaftlich so wichtiges Thema zu schaffen – und das nicht nur einmal im Jahr zum Weltaidstag –, hat uns überzeugt.“
Karl-Erivan W. Haub, Geschäftsführender und persönlich haftender Gesellschafter der Unternehmensgruppe Tengelmann, zur Bekanntgabe des Investments im April 2014

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Aus Kempertrautmann wird thjnk – ws sll ds dnn?

Dass Werbeagenturen mit den Marken ihrer Kunden umgehen können, stellen sie ja immer mehr oder weniger erfolgreich unter Beweis. Mit der Führung ihrer eigenen Agenturmarke ist das so eine Sache. Die Studie agentur-images, die von absatzwirtschaft, Handelsblatt und Innofact AG regelmäßig erhoben wird, offenbart regelmäßige erschreckende Werte für die ungestützte Bekanntheit von Werbeagenturen bei den Werbungtreibenden, die so gar nicht mit dem Selbstbild manches Agenturinhabers oder -managers übereinstimmen. Auch die für Kempertrautmann waren nicht berauschend, aber immerhin hat sich die vergleichsweise junge Agentur im Kreis der wichtigsten Kreativagenturen etabliert. Und kam unter diesem Namen über Jahre auf Top-Ergebnisse unter anderem in der Kategorie Kreativität. Vor diesem Hintergrund möchte ich einfach mal die Frage aufwerfen, ob es eine gute Idee ist, einen seit acht Jahren eingeführten Agenturnamen wie Kempertrautmann einfach aufzugeben und in “thjnk” umzuwandeln. Hintergrund ist die personelle Spitzenverstärkung durch Karen Heumann und Armin Jochum, die bei Jung von Matt aber bestimmt nicht Tschüss gesagt haben, weil Holger Jung und Jean-Remy von Matt sich geweigert hätten, die Agentur in JJvmH umzubenennen. Ob das vokallose Wortgebilde Thjnk die gleiche Markenstärke entwickelt wie Kempertrautmann – Fragezeichen. Thjnk – da denk ich mir meinen Teil.

Was meinen Sie? Welche Bedeutung haben Agenturmarken und welche Rolle spielen Sie bei der Agenturauswahl durch die Werbungtreibenden? Die besten Kommentare veröffentlichen wir in der absatzwirtschaft – Zeitschrift für Marketing.