Eine ganze Taxifahrt quer durch Berlin rechtfertigte der freundliche Fahrer, warum er mich im Dacia Logan kutschierte und nicht in einer luxuriöseren Karosse. Sein Passat hat nach gut 300.000 runtergedieselten Kilometern den Geist aufgegeben. Glücklich war er darüber nicht. Der VW, so seine Meinung, hätte doch noch etwas länger laufen dürfen….

Von seinem Logan erwarte er das nicht. Frei von jedem Komfort, aber immerhin mit ausreichend Sicherheitsgurten und Airbags ausgestattet, zuckelt der Wagen zügig durch die Stadt. Wenn er nach ein paar Jahren in die ewige Schrottpresse einfährt – was soll´s? Er wird sich bezahlt gemacht haben. Der Fahrer grinst, freut sich diebisch darüber, dass er einen Logan hat und all die Abwrackprämien-Jäger noch Monate auf ihr Exemplar warten müssen.Das führt zu einer interessanten Frage: Ist weniger mehr? Muss das Marketing die Produkte abspecken, um die Menschen zu gewinnen?

Es gibt interessante Anzeichen dafür. Man denke nur an den großen Erfolg der Net-PC´s, jener Mini-Laptops, die mit Technik und Software von gestern und deutlich eingeschränktem Nutzen große Absatzerfolge feiern. Dem Mantra der ständigen Leistungsmaximierung in der Branche folgend, dürfte es die Schachteln gar nicht geben. Vor einger Zeit habe ich auf einem USA-Besuch eine Unternehmensberatung kennengelernt, die mittelständische Firmen bei der Produktentwicklung unterstützt. Eine Erfahrung der Berater war: Die originär entwickelten Geräte waren zu kompliziert und damit zu wenig eindeutig positioniert. Ein Handyprojekt strippten die Berater so lange herunter, bis sie ein hochintelligentes Babyfon auf dem Reißbrett hatten, das sich dann als sehr erfolgreich erwies.

Wie sagt Oberguerilliero Che Guevara so bedeutungsschwanger im Werbespot für den Logan und den Solero: „It´s time for another revolution.“ Darauf Karl Marx: “Che, it´s about what people need”. Sollten sich Kapitalismus und Sozialismus in diesem Punkt etwa einig sein?

PS: Wie der Taxifahrer den Berliner Sommer ohne Klimaanlage übersteht ist mir schon nach den paar warmen Frühlingstagen ein Rätsel.