Die Idee macht den Unterschied – Editorial aus absatzwirtschaft 11/2010:
“Gerade die einfachsten, die klarsten Ideen, gerade die sind meist schwerer zu verstehen.” Dieses Zitat Fjodor Dostojewskis möchte ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, mit auf den Weg geben für Ihre Lesereise durch dieses Heft. Denn die Idee als geistige Vorstellung steht für etwas noch nie da Gewesenes, etwas Neues, und damit genau für das, was Unternehmen für ihren nachhaltigen Erfolg immer wieder brauchen. Das ist so offenkundig, dass sich die Frage stellt, ob sich das Niederschreiben dieser aus dem 19.
Jahrhundert stammenden Einsicht des russischen Dichters noch lohnt.
Es lohnt sich. Denn sind nicht die einfachen und klaren Ideen in der komplexen Wirtschaftswelt von heute besonders vielversprechend?
Mit Dr. Jörg Haas, Vorstand der HW Partners AG, begegnet Ihnen im absatzwirtschaft-Interview ab Seite 14 ein professioneller Ideenfinder. Er sucht sie, die klaren und einfachen Ideen, und investiert neben Geld auch Management-Expertise in Firmen, die er für vielversprechend hält. Als “Wachstumsfinanzierer” machen er und seine Kollegen sich Gedanken darüber , “wie die Welt in Jahren aussehen wird”. Sie suchen nach Ideen, die die Zukunft gestalten. “Cloud-Computing” ist so eine. Gemeint ist die Verlagerung von Software vom PC auf Server, quasi in eine Wolke aus Rechnern, auf die die Nutzer über das Internet zugreifen. Die HW-Beteiligung Scopevisio entwickelt Unternehmenssoftware teilweise über Jahre. Und das ist, erklärt Haas, einer der Knackpunkte in diesem Land. Das Risikokapital für gute Ideen fehle vor allem dann, wenn der zeitliche Horizont weiter hinausreiche.
Das Geld für seine Ideen bekommt Christian Hiß zusammen. Er sammelt es vor Ort ein und überwindet schon einmal die Konventionen der Betriebswirtschaft. Mit der Regionalwert AG hat er die Idee einer Bürgeraktiengesellschaft in die Tat umgesetzt.
Der gelernte Gärtner und studierte Master etabliert ein Wertschöpfungsmodell, das es so in der Landwirtschaft noch nicht gibt: mit Beteiligung der Menschen und Partner in der Versorgungskette; von den Landwirten über die Verarbeiter bis hin zu den Verkäufern.
Der Ertrag soll ein dreifacher sein: sozial, ökologisch und finanziell. Hiß schöpft dabei auch aus einem breiten Interesse an Kunst und Philosophie, und das ist vielleicht auch ein Geheimnis der klaren, einfachen Ideen. Sie entspringen mitunter nicht einer Marktforschung oder Managementmode, sondern einer tiefen Einsicht.
Und deshalb lesen Sie im Porträt ab Seite 98 auch, warum Platons Idee der Ideen Pate stand für diese preisgekrönte Geschäftsidee.
Eine Lektüre, die Sie zu klaren und einfachen Ideen inspiriert, wünscht Ihnen
Ihr Christoph Berdi, Chefredakteur
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