Abschied von Bernd M. Michael

Mit Bernd M. Michael hat die Marketing- und Werbeszene eine ihrer herausragenden Persönlichkeiten nun endgültig verloren. Bis zu seinem tragischen Unfall im Jahr 2009 war er ein unermüdlicher Streiter für Marketing mit Substanz, für Kreativität mit Strategie. 

In der damaligen Redaktion der absatzwirtschaft haben wir die Zusammenarbeit mit ihm immer sehr geschätzt. Interviews und Storys mit ihm waren inspirierend und hatten gleichzeitig Hand und Fuß. Da kamen keine hohlen Floskeln, kein Chichi. Wir konnten uns sicher sein: Davon haben unsere Leser:innen etwas. 

In seiner Zeit als Präsident des DMV (Deutscher Marketing Verband) habe ich als Chefredakteur der Zeitschrift einige Zeit enger mit ihm zusammengearbeitet. Dabei habe ich erlebt, dass ihm nicht nur Marken und die Marken-Macher:innen wichtig waren. Auch das Image von Marketing und Werbung, ihr Beitrag zur #Wertschöpfung am Standort Deutschland lag ihm am Herzen.

Bernd M. Michael war Motor, Identifikationsfigur und Botschafter für Marketing und Werbung. Ein Überzeugungstäter, eine Type … und auch ein Fuchs.

60 Jahre Marketing-Club Düsseldorf und die Fracht des Unbewältigten

Zum 60.IMG_0206 Geburtstag des Marketing-Clubs Düsseldorf habe ich eine kleine Geschichte des Marketings in Deutschland aufgeschrieben. Der folgende Text erschien leicht gekürzt auch als Sonderveröffentlichung in der Westdeutschen Zeitung. 

 

 

Von Christoph Berdi

Das Marketing erreichte Deutschland via Düsseldorf, und sein Importeur hieß Dr. Herbert Gross. Der Gründer des hier beheimateten „Handelsblatts“ hatte das Konzept der markt- und kundenorientierten Unternehmensführung auf seinen Reisen in die USA kennen- und schätzen gelernt. Als einer der ersten Journalisten und Wirtschaftsexperten sah er im Boom der 1950er-Jahre eine Marktsituation voraus, in der die Unternehmen den Absatz ihrer Waren stärker forcieren und an die Bedürfnisse des Marktes anpassen mussten.

Soziale Marktwirtschaft und  “Wohlstand für alle”

Es war eine volks- und betriebswirtschaftliche Sensation: Zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs brummte die „soziale Marktwirtschaft“ und ihr Architekt Ludwig Erhard versprach „Wohlstand für alle“. Im Wirtschaftswunder verwandelten sich die Deutschen in Konsumenten. Ein gutes Jahrzehnt nach dem Horror des Naziregimes, des Holocausts und des Zweiten Weltkriegs glitten die Menschen von der entbehrungsreichen Nachkriegszeit in einen bis dahin nicht gekannten Konsumrausch hinüber. Gutes Essen, die neue Lust auf Reisen und die Sehnsucht danach, sich etwas leisten zu können, führten zu einem starken Verkäufermarkt. Deshalb funktionierte die damals übliche Absatzpolitik erst einmal weiter gut: Vereinfacht gesagt verkauften die Unternehmen das, was vom Band fiel. Nachfrage gab es ja genug. Die Rückkopplung mit Markt und Kunde, die das Marketing heute kennzeichnet, fehlte damals noch. Aber es zeichnete sich ab, dass die Produzenten immer stärker um die Gunst der Käufer werben mussten. (more…)

Der Pate: Erinnerung an Wilhelm Zundler, 1919 – 2014

Vernetzer, Förderer, Begeisterter: Wilhelm Zundler, der am 24. Mai im Alter von 94 Jahren gestorben ist, war weit mehr als ein erfolgreicher Fachmedien-Manager und Geschäftsführer der Verlagsgruppe Handelsblatt. Er hatte großen Anteil daran, dass sich das Marketing in Deutschland in den 1960er- und 1970er-Jahren rasch und erfolgreich etablieren konnte.

Nachdem ich im Jahr 2000 die Chefredaktion der absatzwirtschaft – Zeitschrift für Marketing übernommen hatte, bin ich dem Privatier Wilhelm Zundler nur zweimal begegnet. Aber ich konnte mich darauf verlassen, dass er sich auch mehr als zwanzig Jahre nach seinem Wechsel in den Ruhestand regelmäßig telefonisch in der Redaktion melden würde. Um Freud und Leid mit unserem Blatt kundzutun, um über Farben und Layouts zu diskutieren, den Daumen über Titelseiten zu heben oder zu senken, und um uns immer wieder zu mahnen, es mit der Berichterstattung über Medien und Werbung nicht zu weit zu treiben. Der Platz im Heft gebühre dem “wahren Marketing”, und das war für ihn die strategische, die marktorientierte Unternehmensführung.

Klare Gedanken, klare Meinungen und seine ungebrochene Zuneigung zur absatzwirtschaft prägten diese Gespräche, von denen ich eines in besonderer Erinnerung habe. 2008, als die absatzwirtschaft 50 Jahre alt wurde, hatte ich ihn in einem Rückblick auf dieses halbe Jahrhundert als „Paten” der absatzwirtschaft bezeichnet. Er meldete sich daraufhin mit der wohl dunkelsten Stumme, die er hervorbringen konnte, und raunte ins Telefon: „Hier ist Ihr Pate.“ Er hat sich so  gefreut. Die Anspielung auf Marlon Brandos legendäre Filmrolle war ihm sofort klar, und ich glaube, die Doppeldeutigkeit hat ihm geschmeichelt. Von ihm, so kondolierte der Marketingclub Düsseldorf, konnte man viel „zu den Begriffen Mensch und Menschlichkeit, Markt und Marketing“ lernen. Aber er griff auch rigoros ins Geschehen ein, wenn er es für notwendig erachtete. Das prägnanteste Beispiel dafür, das ich kenne: Als die absatzwirtschaft in der ersten Hälfte der 1970er-Jahre Unternehmen und Marketing heftig kritisierte und damit den Zorn prominenter Praktiker und Wissenschaftler auf sich zog, entließ er im Handstreich die komplette Redaktion. Doch der gleiche Mann, der vor solch unbequemen, harten Entscheidungen nicht zurückschreckte, konnte auch ungemein integrativ wirken. Und eine ganze Branche zusammenbringen.

(more…)

Facebook vor dem Aus? | Schwerdt-Blog

Kluge Gedanken zur Zukunft von Facebook macht sich Yvette Schwerdt in New York:

Facebook kämpft derzeit mit düsteren Prognosen. Forscher der Princeton University behaupten beispielsweise, der Social Media King stünde kurz vor dem Aus und würde innerhalb der nächsten drei Jahre mehr als 80% seiner Userbasis verlieren. Die Wissenschaftler aus New Jersey berufen sich auf eine Studie, die auf den anspruchsvollen Titel “Epidemiological Modeling of Online Social Network Dynamics” hört und Social Media-Plattformen mit Epidemien vergleicht.

via Facebook vor dem Aus? | Schwerdt-Blog.

Alle mögen die Message; keiner merkt sich die Marke | Schwerdt-Blog

Fortsetzung der Dove-Story im Schwerdt-Blog:

Letzte Woche habe ich an dieser Stelle über eine neue, sensationelle Videowerbung von Dove berichtet. Der Clip, der anhand vergleichender Phantombilder, demonstriert, wie sehr Frauen dazu tendieren, ihr eigenes Aussehen unterzubewerten, wurde in nur zwei Wochen rund 40 Millionen Mal gesichtet und fand bereits mehrfache Nachahmer. Klar gab es Kritik. Die überwältigende Anzahl der Zuschauer reagierte aber positiv und verteilte jede Menge Likes. Marketingexperten sprachen denn auch von einem beispielhaften Erfolg. Einer wollte es genau wissen und machte die Probe aufs Exempel. Die Ergebnisse stimmen bedenklich.

via Alle mögen die Message; keiner merkt sich die Marke | Schwerdt-Blog.