Journalisten reden mit ihren Gesprächspartnern “off the record” und auch in den Konferenzräumen der Unternehmen und in Unterredungen gilt häufig: Nichts des Gesagten darf den Raum hier verlassen. Die Absprachen dazu klingen oft etwas linkisch und verlegen, da in solchen Begegnungen Wahrheiten ausgesprochen, aber nicht weitergegeben dürfen. Dabei geht es auch elegant, wie ich kürzlich im Kreise einiger Marketer lernen durfte, die sich über wichtige Themen ihrer Profession austauschten. Der Leiter des Treffens moderierte es ein mit der Bemerkung, das in dem Raum “unter einer Rose” gesprochen werde, und da diese Redewendung in Vergessenheit geraten ist, lieferte er die Erklärung gleich mit: Im antiken Rom wurde die Rose und der Hinweis “sub rosa” in Unterredungen als Hinweis benutzt, dass die Gesprächspartner über das Gesagte schweigen müssen. Wer den Begriff im Internet recherchiert, kommt auch schnell darauf, dass im Mittelalter Rittersäle mit einer “Schweigerose” versehen waren, und auch an Beichtstühlen findet man sie. Dort versteht sich das Stillschweigen aus anderen Gründen aber von selbst. Mitgebracht hat besagter Moderator die schöne Wendung “sub rosa” übrigens aus den USA, wo sie zu seiner Überraschung in einem Meeting verwendet wurde. Von wegen, kulturlose Amerikaner.
“Unter einer Rose” statt “off the record”
By Christoph Berdi
Christoph Berdi, Jahrgang 1966, hat an der Universität Dortmund Journalistik und Geschichte studiert und bei der WAZ-Gruppe volontiert. Der Diplom-Journalist arbeitete freiberuflich für verschiedene Medien wie die Deutsche Welle, Süddeutsche Zeitung und Ruhr-Nachrichten, bevor er 1994 als Redakteur zum Fachverlag der Verlagsgruppe Handelsblatt wechselte. Dort arbeitete er zunächst für das „handelsjournal“. Von 2000 bis März 2013 war er Chefredakteur der absatzwirtschaft – Zeitschrift für Marketing.
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