Pricing: Evernotes Sprung ins Ungewisse

Der Cloudservice Evernote erhöht massiv die Preise. Ob das gut geht? Es gleicht ein wenig einem öffentlichen Feldversuch zur Preiselastizität, was Evernote gerade versucht. 

Evernote genehmigt sich einen kräftigen Schluck aus der Flasche. Der Preis für die Premium-Version steigt um gut 40%. Das nenne ich mal Power Pricing. Es spricht aber weiter einiges für Evernote Premium, das ich persönlich sowohl als Notetaking-App, fürs Projektmanagement und auch als Dokumenten-Management-System (DMS) nutze. Vor allem, dass in der Premium-Version Pdfs durchsucht werden können, ist wirklich hilfreich. Und das kann weder Apple Note noch Microsofts Onenote. Aber die Konkurrenz schläft ja bekanntlich nicht. Jedenfalls wird auf vielen Webeiten darüber diskutiert, ob nicht der Zeitpunkt gekommen ist, Evernote den Rücken zu kehren.

I’ve been an Evernote user since 2009. My life is in there. But after the company’s pricing changes made clear that it’s ditching its core consumer user base, it’s time for a move. Hello, Microsoft OneNote.
Sascha Sagen, PC Mag UK

Ich habe dieses Zitat ausgewählt, weil Sascha Sagen hier einen wichtigen Aspekt anspricht. Evernote geht mit seinen “core consumers” wirklich nicht zimperlich um. Man darf gespannt sein, wie sich nun die Nutzerzahlen von Evernote entwickeln. Fachlich gesprochen testet Evernote die Preiselastizität, die besagt, wie sich die Nachfrage durch Preisänderungen verhält. Welche Kunden bleiben? Welche gehen? Welche kommen neu hinzu? Ins Grübeln werden sogar die Nutzer der kostenlosen Basisversion kommen. Sie dürfen nur noch zwei Geräte synchronisieren. Mal die Standardaustattung durchzählen…. Computer, Tablet, Smartphone. Ups, schon eines zuviel. Und während bisher viele Interessenten für eine Note-App fast automatisch zu Evernote griffen, dürfte sich das jetzt ändern. Everbote muss sich jetzt um Neukunden stärker bemühen.

Kapitalbedarf

Gleichzeitig ist verständlich, dass Evernote Kapitalbedarf hat.  Es ist doch so: Während die beiden Hauptkonkurrenten Apple Notes und vor allem Microsoft Onenote quasi kostenlose Zugaben sind, um andere Produkte zu verkaufen – Hardware, Cloudspeicher oder Microsoft Office -, betreibt Evernote eben als einziges Business Evernote. Damit muss Evernote immer deutlich besser sein als die kostenlose Konkurrenz und als die vielen Me-toos, die mittlerweile in den App-Stores verfügbar und auch nicht schlecht sind. Lange war Evernote First Mover, jetzt muss das Unternehmen einen Innovationsvorsprung manifestieren. Das geht ins Geld.

Dennoch: Solche Preissprünge und Leistungsverschiebungen wie im Juni darf sich das Unternehmen nicht zu oft erlauben, sondern sollte nach diesem harten Schnitt die Preise in kleinen Schritten den Leistungssteigerungen anpassen. Und so populär und auch kultig Evernote als First Mover ist, einen zusätzlichen Marken-Bonus wird es nicht durchsetzen können.

Zur Erläuterung für Leser, die mit Notizen-Apps nicht vertraut sind: Services wie Evernote bieten eine cloudbasierte Verwaltung von Notizen, Webinhalten und Dokumenten an. Die “Notizen” werden auf verschiedenen Endgeräten synchronisiert. Schlagworte und Suchfunktionen erleichtern es den Nutzern, die Notitzen wiederzufinden. Und je nach Anbieter vielerlei mehr.

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Infos zu neuen Preis- und Angebotspolitik von Evernote: Änderung der Evernote-Preispakete – Evernote auf Deutsch


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