Wulff und der Wählerfrust

Gerade läuft über die Ticker, dass Bundespräsisident Christian Wulff (CDU), als Lügner bezeichnet werden darf. Das ist, vorsichtig ausgedrückt, sehr unschön für das Amt, seinen Träger und die politische Kultur im Lande. Diesen Zusammenhang kommentiere ich in der aktuellen Ausgabe der absatzwirtschaft so:

“Wulffen” hat als neues Modeverb blitzschnell Eingang in den Sprachgebrauch gefunden. Es steht, so liest man, für überlange Botschaften auf Anrufbeantwortern mit eindeutigen Absichten aber mehrdeutiger Wortwahl – und pars pro toto für das Bild, das Bundespräsident Christian Wulff in der Öffentlichkeit abgibt, für verspieltes Ansehen und Vertrauen. “Wulffen” wird als Wort rasch verschwinden, aber Wulffs Verhalten in der Kredit- und Medienaffäre wird in Erinnerung bleiben.

(more…)

Stell Dir vor, es ist Demokratie und keiner geht hin!

Jede Wahl, ob auf Kommunal-, Landes-, Bundes- oder Europaebene produziert eine schlechte Nachricht: die von der Wahlbeteilgung. An Jubelgesänge über zu den Urnen strömende Massen kann ich mich jedenfalls nicht erinnern. Und während wir gelernt haben, jeden noch so nichtigen Anlass als Event zu zelebrieren, werden Wahlen mit Muff und Langeweile durchgeführt, als feierten die frühen 50-er fröhliche Urständ. Jedem, der bewusst oder unbewusst auf dem Boden unserer Freiheitlich-Demokratischen Grundordnung steht, sollte es eine Pflicht und Ehre sein, zu wählen. Sicher doch. Und so finden wir uns im Wahllokal ein, sammeln die Zettel ein, gehen hinter die Abschirmung, machen Kreuzchen und stecken die Blätter voll staatsbürgerlichem Stolz in die Urne. Wichtig, gut und langweilig. Wir werden immer weniger.

Anstatt den Parteien Abermillionen Euro für die Wahlkampfunterstützung hinterherzuwerfen, sollte man einen Teil davon abzweigen, um mehr und besseres Marketing fürs Wählen zu machen. Und den Akt des Wählens könnte man durchaus mit etwas mehr Glanz verleihen. Warum gibt es eigentlich Wahlpartys nur für die Elite? Warum organisiert man mit örtlichen Vereinen keine öffentliche? Wo ist ideelle Belohnung für Wähler? Und sei es ein Werbegeschenk mit dem Aufdruck “Ich bin Wähler”. Wer sich wie bolle über den Billigkugelschreiber mit CDU- (oder SPD, oder Grüne oder Linke) Aufdruck freut, wird den Wähler-Kuli bestimmt mit noch größerer Freude im Revers tragen. Sicher fällt uns noch etwas besseres ein, etwas sozialen Gruppendruck auf die Nichtwähler auszuüben. Nicht auf jene, die aus bewusstem Protest nicht zur Wahl gehen. Sondern auf die Gedankenlosen, die sich gar keinen Kopf mehr darüber machen, dass für jeden Bürger das Wählen ein Fest sein sollte.

Dies sind nur ein paar hingeworfene Gedanken, resultierend aus dem ernüchternden Wahlerlebnis am Sonntag in NRW. Und ja, ich habe auch, extra für diesen Eintrag, das Bundeswahlgesetz nachgelesen. Da heißt´s: “Während der Wahlzeit sind in und an dem Gebäude, in dem sich der Wahlraum befindet, sowie unmittelbar vor dem Zugang zu dem Gebäude jede Beeinflussung der Wähler durch Wort, Ton, Schrift oder Bild sowie jede Unterschriftensammlung verboten.” Das eröffnet doch Spielräume!

absatzwirtschaft 9/09: Marketing, Medien und die Bundestagswahl

Rund 60 Millionen wahlberechtigte Konsumenten entscheiden am 27. September über Deutschlands Zukunft. Wie stehen die Parteien zu Themen wie der Wettbewerbsfähigkeit der Medienwirtschaft, Urheberrecht, Marken- und Datenschutz oder Werbeverboten? Was dürfen Werbungtreibende, Werber und Industrie von den Parteien erwarten? Wir haben CDU, CSU, SPD, Bündnis 90/ Die Grünen, FDP und Die Linke insgesamt acht Wahlprüfsteine vorgelegt. Sie decken aus Sicht wichtiger Branchen- und Wirtschaftsverbände die entscheidenden Fragestellungen zur Wettbewerbsfähigkeit dieser Branchen ab. Die Antworten der Parteien lassen erkennen, dass es zwischen der Bereitschaft, Anpassungen des Kartellrechts zu diskutieren und dem Ruf nach Werbeverboten für Tabak und Alkohol eine große Spannbreite an Positionen gibt. Einig sind sich die Parteien weitgehend darin, dass sich das Urheberrecht an die neuen Entwicklungen im Internet anpassen und der Schutz des geistigen Eigentums gestärkt werden muss, ohne neue Barrieren im Internet aufzubauen. Das neue Heft gib es hier.