veröffentlicht im April 2024 auf Linkedin
Na also! Das Internet ist doch nicht kaputt. Zumindest nicht ganz. Das ist meine Erkenntnis der auslaufenden Woche, die so lustig, ermutigend und berührend begann, dass ich auch mit ein paar Tagen Verspätung davon erzählen möchte. Was mir bis heute gute Laune bereitet, ist die Preisverleihung zum Goldenen Blogger 2024 am vergangenen Montag, live und in Farbe im Zeughaus in Neuss, wunderbar humorvoll moderiert von Franziska Bluhm und Thomas Knüwer. Ohne sie würde es den Award gar nicht geben. Sie haben vor 17 Jahren die erste Preisverleihung vom legendären Bügelbrett, das immer noch im Einsatz ist, aus Franziska Bluhms Wohnzimmer gestreamt. Als Persiflage auf allzu prätentiöse und wichtigtuerische Awards in der Kommunikationsbranche. Den Witz hat nur niemand verstanden, viele fanden den Goldenen Blogger großartig und nahmen ihn ernst. Gut so.
Fast forward ins Jahr 2024… Auf der Bühne versammeln sich lauter Menschen, die ihr Ding machen im Internet und verdientermaßen auf Resonanz stoßen. Weil sie Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft einen Tick weiterdenken. Ob als Biobäuerin, als Palliativteam, als Lanz-Precht-Versteher, als Fake-News-Entlarver, als Finanzexperte:innen für alle oder speziell für Frauen, als Analysten des Fußballphänomens Rasen Ball/ Red Bull Leipzig … Das Netz ist bunt und stark, konstruktiv-kritisch und tief, wenn man denn nur bereit ist, sich darauf einzulassen und auch an die Orte geht, an denen es mal wehtut. Wie bei der Bloggerin des Jahres beispielsweise, Tupoka Ogette, die ohne erhobenem Zeigefinger gegen versteckten wie strukturellen Antirassismus ankämpft.
Und sonst so? Christina Westermann wird mit 75 Jahren noch als Newcomerin (sic!) ausgezeichnet für ihren Literatur-Podcast „Zwei Seiten“ mit der Journalistin Mona Ameziane. Metal-Ikone Doro Pesch steht gemeinsam mit Judith Rakers auf der Bühne, die letztlich einen Goldenen Blogger gewinnt, weil sie statt Nachrichten zu verlesen nun so überzeugt und überzeugend über Homefarming aufklärt, dass man am liebsten sofort losbuddeln möchte.
Und dann gibt es noch die Standing Ovations für Verleger David Schraven und das Recherchenetzwerk CORRECTIV, das die für Millionen Menschen und unsere Demokratie bedrohlichen Ewig-gestrig-Träume der AfD sowie der gesamten extremrechten Blase aufgedeckt hat. Prädikat wertvollst.
Meinen Sympathieaward verleihe ich den Cheerleaders der Neuss Gladiators, die die Umschläge mit den Namen der Gewinner:innen, begleitet von sauberen Salti, zur Bühne gebracht und für den zünftigen Lärm zum abendprägenden Wortspiel gesorgt haben: Make some Neuuuuuuuuss!
Und hey, kann nicht jemand dem Team des Goldenen Bloggers endlich mal einen Award verleihen? Mit allem Zipp und Zapp und rotem Teppich und Blitzlichtgewitter? Wär´ so was von verdient.
Leave a Reply