Der Schmerz des Preises

Mit bildgebenden Verfahren machen Neuro-Wissenschaftler die Aktivitäten des Gehirns sichtbar. Ein medizinischer Fortschritt, der längst auch von der Wirtschaft genutzt wird, insbesondere im Marketing und in der Werbung. Die lang vorherrschende Skepsis, ob die Hirnscans mit ihren farbenfroh aufflammenden Arealen auch außerhalb einer Laborsituation von Nutzen sein können, weicht mehr und mehr einer pragmatischen Anwendung der Erkenntnisse.

So verstehen die Unternehmen immer besser, warum sich Verbraucher für oder gegen einen Kauf entscheiden. Wenn sie etwas haben möchten, wird das Belohnungssystem im Gehirn aktiv. Dieses wohlige Gefühl der Vorfreude kennen wir (fast) alle, und diese Erkenntnis überrascht nicht. Aber hätten Sie gedacht, dass eine Preisangabe tatsächlich das Schmerzareal aktiviert?

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Der neue Stern – eine kleine Blattkritik

Wer, wie ich, von Print begeistert ist, der muss einfach genauer hinschauen, ja am Papier riechen, wenn eine Zeitschrift wie der Stern, 1948 von Henri Nannen gegründet, überarbeitet wird …

Ich muss einräumen: Mich haben die Blattmacher des Wochenmagazins Sterns mit ihrem Relaunch letzte Woche glatt korrumpiert. Wer eine 14seitige Bildstrecke mit Schwarzweiß-Aufnahmen der Fotografenlegende Sebastian Salgado ins Heft rückt, der hat erst einmal mein Herz gewonnen. Es bereitet mir dann schon Mühe, angesichts dieser Schönheit wieder auf Distanz zu gehen und das Heft neutral zu betrachten. Gemein! Großartig! Und eben typisch Stern. Das Bekenntnis zum dramatischen Foto bleibt, die Bildredaktion des Stern ist dem gelangweilten Fotoeinsatz im Spiegel und dem bemühten im Focus überlegen und prägt die Zeitschrift. Der Stern versteht es als einziges der drei großen deutschen Magazine, die emotionale Kraft von Fotografie einzusetzen und zu nutzen.

Der Stern für einen EuroDer Versuch der Sterns, neue Elemente wie eine doppelseitige Infografik ins Heft zu nehmen, diesmal zu den Finanzen des VW-Konzerns, kann funktionieren, bedarf aber noch des Feinschliffs. Grafiken sollen ja Komplexität reduzieren, bei dieser Grafik muss man aber schon ziemlich genau hinsehen, um nicht den Überblick zu verlieren. Die Typographie des neuen Stern ist aufgeräumt und mit der mutigen Serifenschrift als Titelschrift modern. Die bekannten Schmankerl des Sterns haben ihren Platz. Die Luftblasen haben etwas an Platz eingebüßt, Haderer prangt wie eh und je, Chefredaktionsmitglied Hans-Ulrich Jörges nimmt Berlin aufs Korn und Til Mette hat für seine Cartoons weiter eine Seite. Stern bleibt Stern.

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