Digital Darwinism – schon Ende der 1990er Jahre, zu besten New Economy-Zeiten, erschien in den USA ein Buch unter diesem Titel von Evan I. Schwartz. “Wenn das durch neue Unternehmen wie America Online, Yahoo und Amazon.com geförderte Momentum beibehalten wird, befinden wir uns tatsächlich in einer frühen Phase des digitalen Darwinismus”, kommentierte damals Mary Meeker, Managing Director bei Morgan Stanley Dean Witter das Buch. America Online (AOL) hat zwar viel für die Durchsetzung des Internets getan, sich aber nicht behauptet. Doch Yahoo hat sich zu einem wichtigen Player der digitalen Wirtschaft entwickelt und vor allem Amazon hat ganze Branchen das Fürchten gelehrt. Immer wieder betreten neue Unternehmen die Bühne und verändern die Spielregeln in ihren Branchen. Die Scout24-Gruppe mit ihren Marktplätzen ist so ein Beispiel. Oder Zalando, das meines Erachtens völlig zu Recht im vergangenen Jahr den Deutschen Marketingpreis gewonnen hat.
Die Digitalisierung bringt neue Unternehmen und Geschäftsideen hervor, die traditionelle Anbieter in Schwierigkeiten bringen oder zum Aufgeben zwingen. Digital Darwinism behandelt somit den Wettbewerb der Geschäftsmodelle, und man muss sich nur mal die Krisen der Zeitungs- und Zeitschriftenbranche, die Musikindustrie, den Buchhandel und den gesamten Einzelhandel vor Augen zu führen, um zu verstehen, was gemeint ist. Immer wieder ist von Unternehmen zu hören, die mit der Veränderung zu kämpfen haben.
Neue Geschäftsmodelle bedrohen traditionelles Geschäft
Erinnert sei an die Metro-Tochter Media Markt/Saturn, deren Erfolgsgeschichte Anfang dieses Jahrzehnts in ein Krisenszenario kippte, auch weil der Einzelhandelszwilling bis dahin nur in “brick and mortar”, also Geschäfte, aber nicht ins Online- geschweige denn ins Mobilgeschäft investiert hatte. „Kein Geschäftsmodell der Welt ist für die Ewigkeit”, zitierte die FAZ in ihrem Adhoc-Blog damals den Metro-Finanzvorstand Olaf Koch zu den Veränderungen bei der Tochter, die es immerhin mit Amazon als Wettbewerber zu tun bekommen hatte. Und weiter: Die Online-Offensive sei spät dran. Wer die Gefahr fürs eigene Business unterschätzt, läuft laut der Unternehmensberatung Vivaldi Partners Group Gefahr, zu den großen Verlierern der Wirtschaft zu zählen. Im Vorfeld ihres Morning Summits zu Digital Darwinism am 5. Juni in Frankfurt erklärt Vivaldi:
“Durch die allgegenwärtige digitale Infrastruktur treten neue Marken und Geschäftsmodelle schnell auf den Markt und verdrängen zuvor erfolgreiche und etablierte Unternehmen. Nur diejenigen werden überleben, die sich schnell auf diese neue digitale Welt anpassen. Der Selektionsprozess im Digitalen Darwinismus wird Unternehmen radikal teilen – in Etablierte und Herausforderer. In Gewinner und Verlierer.” (Vivaldi Partners Group)
Und zu verlieren, das heißt in vielen Fällen alles zu verlieren. Brian Solis von der US-amerikanischen Altimeter Group und einer der Meinungsführer beim Thema Digital Darwinism, hat für sein neues Buch “What´s the Future of Business? Changing the Way Business Create Experiences?” unter anderem die Fortune 500, in der die größten Unternehmen Amerikas gelistet sind, unter die Lupe genommen. Er kommt zu dem Schluss, dass der Ausleseprozess kontinuierlich läuft und nur noch 71 Firmen aus den ursprünglichen Fortune 500 von 1955 übrig geblieben sind. In einer Zeitreihe zeigt er, dass die Digitalisierung wie ein Katalysator wirkt. Polaroid, Kodak, die Videokette Blockbuster, Towerrecords, Hollywood Videos sind einige der Opfer (siehe Grafik weiter unten).
Was ist zu tun? Darauf gibt es in diesen Tagen neue Antworten. Karl-Heinz Land und Professor Ralf T. Kreutzer stellen heute Abend in Köln ihr neues Buch “Digitaler Darwinismus” vor, und morgen früh behandelt der Morning Summit der Vivaldi Partners Group in Frankfurt das Thema. Die Unternehmensberatung möchte Antworten auf eine nicht geringe Frage finden: “Auf welcher Seite der Geschichte wird Ihr Unternehmen stehen?”
Welche Antworten Buch und Gipfeltreffen bringen, lesen Sie in den nächsten Tagen hier.
Leave a Reply