BP kämpft verzweifelt. Gegen das Öl, und um sein Image. Da nimmt es sich schon putzig aus, wenn eine britische Onlineagentur stolz verkündet, dass der Ölmulti nun mit forciertem Suchmaschinenmarketing gegen den havarierten Ruf angehen möchte. Was auch sonst? Der Flut der kritischen bis vernichtenden Google-Treffer ist anders auch nicht zu begegnen. Und ob es was nutzt – fraglich. BP steht nach dem Untergang der “Deepwater Horizon” als einer der größten Umweltverschmutzer aller Zeiten vor der Weltöffentlichkeit. Die stilisierte Sonnenblume als Logo – für viele Menschen ein Hohn. Der Claim “beyond petroleum” hat sich längst in “beyond pollution” gewandet. Image ramponiert, Boykottaufrufe im Nacken, da sollte der Abverkauf der BP-Produkte in den Keller rauschen. Das passiert aber nicht, zumindest nicht in Deutschland, denn hier entfaltet eine strategische Entscheidung zur Markenführung im Nachhinein eine – für das Unternehmen – segensreiche Wirkung. Die meisten Menschen wissen gar nicht, dass sie BP-Benzin und -Diesel tanken, oder mit BP-Öl ihre Motoren in Betrieb halten. Hintergrund: Nach der Übernahme von Aral hat BP sich entschieden, die blau-weiße Traditionsmarke für den Vertrieb zu nutzen. Wer heute zu Boykotten gegen BP aufruft, trifft im Prinzip nur die fünf unter der Marke BP geführten Tankstellen, die sich das Unternehmen aus markenrechtlichen Gründen gönnt. Während die Marke BP leidet, steht Aral auch im Vergleich zu Hauptwettbewerber Shell nach wie vor gut da. Professor Franz-Rudolf Esch von der Justus-Liebig-Universität Gießen und sein Doktorand Stephan Weyler haben das in einer kleinen Studie (absatzwirtschaft 8/2010, Erscheinungstermin 25. Juli) schlüssig nachgewiesen. Ein “House of Brands”, ein Markenhaus mit getrennten Unternehmens- und Vertriebsmarken, bildet im Krisenfalle vor allem in Hochrisikobranchen einen wirksamen Schutz des Geschäfts. Auch beim Motorenöl aus den BP-Raffinierien. Das heißt Castrol.