Die Albrechts und der Discount

Gedanken zum Discount vor dem Hintergrund des Todes von Aldi-Gründer Theo Albrecht.

Die Kollegen des „Manager Magazin“ haben in ihrer aktuellen Ausgabe  (8/2010) ein feines Porträt des hemdsärmeligen Kik-Gründers Stefan Heinig gebracht. Der Ramschkönig macht mit der Billigkette Kik sich und seinen Gesellschafter Tengelmann froh, führt die Kette Tedi, deren Sortiment das Prädikat Ramsch wirklich verdient, und will nun auch noch Woolworth retten. Ein Selfmade-Macher. Sehr erfolgreich. Billig, billiger, am billigsten geht gut in einem Land mit immens vielen staatlich alimentierten und in prekären Lebenssituationen steckenden Menschen. Hartz IV beschreibt mittlerweile auch eine Zielgruppe. (more…)

Verzogene Kunden

Rabatt, reklamieren selbstbewusste Einzelhändler für sich, sei eine Stadt in Marokko. Im Möbelhandel scheint das nicht mehr zu gelten. Da ist Rabatt die Regel und Begräbnisstätte aller Bemühungen um eine strategische Preisführung. Gipfel jüngst, innerhalb weniger Tage gesammelter Erfahrungen: das Angebot eines Einrichtungshauses, wonach Kunden, die über den regulären Preis nicht verhandeln wollen, mit einer Spielekonsole Nintendo Wii und ähnlichen Goodies belohnt werden. Wer es genutzt hat, ist möglicherweise trotzdem der Dumme. Kurze Zeit später gab der Händler auf einen üppigen Teil seines Sortiments über 60 Prozent „Inventurrabatt“.

Fragwürdig ist auch das Verhalten eines Markenartiklers, der die Preise für sein Sofa-Sortiment wirklich hoch hält – aber bei einem Händler eine überraschend konsequente Ausnahme macht und hochwertige Sofas zu einem Aktionspreis anbietet. Angeblich nur jetzt und zeitlich begrenzt, kurioserweise aber über Wochen gestreckt mit immer dem gleichen Angebot. Kein Wunder, dass die Kunden solche Preise nun auch bei anderen Möbelhändlern im Umfeld einfordern. Deren Argument, dass der Sofa-Hersteller preislistentreu sei – pulverisiert.

Auch ein Lampenhersteller gibt die Preisstellung seine Marke freiwillig zum Abschluss frei. Eine markante Lampe aus seinem Sortiment ist schon in einem Einrichtungshaus ständig zum Aktionspreis zu haben, ein Warenhaus bietet das gleiche Modell aber noch günstiger an. Um der Vergleichbarkeit zu entgehen, hat das Warenhaus eine eigene Verpackung dafür. Leider haben beide Kaufstätten das Produkt zeitnah in der gleichen Zeitung beworben. Und durch die markante Form dürften es die Interessenten auch gemerkt haben.

Genauso putzig wie dieser „Verpackungstrick“ ist übrigens die Idee besagten Sofaanbieters, seine Aktionsmodelle durch verschiedene Namen zu tarnen. Bei dem einen Händler heißt das Modell dann – sagen wir mal – Katja und ist hochpreisig, bei dem anderen Karin und ist günstiger. In Zeiten, in denen viele Kunden sich übers Internet informieren, eine wirklich bahnbrechende Idee, die nichts bewirkt, außer Verkäufer in die Bredouille zu bringen.

Kein Wunder, dass die Kunden mittlerweile total verzogen sind. Wer zum ausgeflaggten Listenpreis kauft, muss das Gefühl haben, in diesem Spiel der Dumme zu sein. Genauso wie unser Lieblingsmöbelhändler, der allenfalls mal ein paar Prozente herausrückte, wenn man fürstlich einkaufte. Der ist nämlich insolvent. Unrettbar. Tschüss, Chalet. Und danke für ein tolles Wohngefühl.

Asda: Kundenloyalität kann man nicht kaufen

Großbritannien ist ein interessanter Markt für Marketingverantwortliche im Lebensmittelmarkt. Dort prallen zwei der besten Lebenseinzelhändler der Welt aufeinander: Die britische Tesco und Asda, eine Tochter des US-Imperiums Wal-Mart. Letzterer hat jetzt für Asda eine neue Initiative zur Steigerung der Kundenloyalität angekündigt. Das Interessante daran: Diese Kundenbindung funktioniert nicht über klassische Bonussysteme, sondern durch Einbeziehung der Kunden in Geschäftsentscheidungen. Von Januar an werden 18000 Asda-Stammkunden beispielsweise Zugriff auf neue Produkte haben, bevor sie regulär zu kaufen sind. Doch der Ansatz geht noch weiter. Die Kunden sollen in viele Entscheidungsprozesse mit einbezogen werden, in Produktlaunches genauso wie in Fragen der Verpackungen. Interessant ist die Haltung dahinter: CEO Andy Bond glaubt nicht, dass Kundenloyalität mit Punktesystemen oder Gutscheinen erkauft werden kann. Aber die besten Ideen seiner Kunden zur Verbesserung des Angebots und der Geschäfte, die will er durchaus belohnen. Mit dem neuen Blog “Aisle Spy”, der einen Blick hinter die Kulissen erlaubt, und einem “transaprenten” – also weitgehend gläsernen – Laden in Wales soll die Philosophie ebenfalls transportiert werden. Einen ausführlichen Bericht dazu brachte jetzt das Wall Street Journal Europe.

Specsavers: Preisklassen statt Warenwelten

Im Einkaufscenter Arndale in Manchester bin ich kürzlich in ein Ladenlokal geraten, dass sein Warenangebot auf eine simple, aber klare und für den Kunden sofort einsichtige Art und Weise präsentiert hat: in Preisklassen. Specsavers heißt die Kette, die laut Reader´s Digest Britanniens “most trusted brands” unter den Optikern ist. Jede Wette, das die klaren Preisansagen zu diesem Vetrauensvorschuss entscheident beitragen. Die Preisklassen reichen von 25 bis 169 Pfund. Das zur Verfügung stehende Budget steuert den Kunden zur passenden Auswahl…. Natürlich gibt es alle möglichen Dienstleistungen und Zusatzprodukte rund um Brille und Kontaktlinse, doch das Pricing prägt die Marke. Und Werbung vom Typ “very british”:

Doug and Mary Perkins haben das Unternehmen 1984 gegründet – in ihrem Gästezimmer und mit einer Tischtennis-Platte als Auslage. Sie nutzten die Chance, die sich aus der Deregulierung des Optiker-Handwerks Anfang der 80-er Jahre in Großbritannien ergab. Mittlerweile gibt es weltweit über 1000 Specsavers-Läden, unter anderem in den Niederlanden, in Australien und Neuseeland.