Nachhaltigkeit in der Henkel-DNA

Journalisten aus zehn Ländern folgten am Mittwoch der Einladung in die Düsseldorfer Henkel-Zentrale, um sich über die Nachhaltigkeitsstrategie des Konzerns zu informieren. Dass es dem Unternehmen damit ernst ist, zeigte ein ungeplanter Kurzauftritt von CEO Kaspar Rorsted (Bild 1). Neugierig geworden durch den Auflauf, ließ er seinen Kaffee kalt werden, gesellte sich kurz zu der Runde und gab dem Event eine Perspektive: „It´s not a fashion, it´s here to stay“, sagte er zum Thema Nachhaltigkeit. Henkel wolle daraus einen Wettberwerbsvorteil ziehen: „It´s part of our DNA“.

Dafür hat das Unternehmen Ziele definiert. Bis 2012 sollen der Energieverbrauch um 15 Prozent, der Wasserverbrauch um 10 Prozent, das Abfallaufkommen um ebenfalls 10 Prozent und die Zahl der Arbeitsunfälle um 20 Prozent abnehmen. Die auf den ersten Blick nicht spektakulären Zahlen erklären sich dadurch, dass Henkel in den vergangenen Jahren in diesen Feldern bereits große Fortschritte erzielt hat. Seit 1998 wurde der Energieeinsatz zum Beispiel schon um 40 Prozent reduziert.

Henkel-Manager Christian-Andre Weinberger, Global Chief Marketing und Chief Sustainibility Officer für den Bereich Laundry and Homecare (Bild 2), erläuterte die Umsetzung in seinem Segment. Bei den Waschmitteln arbeitet man beispielsweise daran, mit immer geringeren Dosierungen und niedrigeren Temperaturen die Kleindung sauber zu bekommen. Ein Ziel sei es beispielsweise, mit der normalen Leitungswassertemperatur von 15 bis 17 Grad zu waschen. Dahin ist es noch ein langer Weg. Nicht nur für die Forschung und Entwicklung, die dem Sustainibility-Gedanken komplett untergeordnet ist, sondern auch für die Verbraucher. Die waschen nämlich tendenziell heißer als nötig; derzeit im Schnitt mit 46 Grad. Neue Waschmittel kommen schon mit 20 Grad klar. Die Änderung des Verbraucherverhaltens, so Weinberger, sei deshalb auch ein Ziel des Marketings und darüber hinaus der wichtigste Hebel, um Energie und Wasser zu sparen.

Überhaupt geht Henkel das Nachhaltigkeitsthema ganzheitlich an. Im Rohstoff-Einsatz, in der Logistik und in der Produktion arbeitet das Unternehmen kontinuierlich an Verbesserungen – ob es für eine nachhaltige Produktion des für viele Produkte wichtigen Palmöls eintritt oder die Zusammenarbeit mit dem Handel mittels des „Henkel Sustainibility Masters“ optimiert. An einem will Henkel aber nicht sparen. Gewarnt durch die spektakulären Flop von Persil Supra in den frühen 1990-er Jahren, das ungemein ökologisch aber auch wenig wirksam war, verknüpft das Unternehmen Nachhaltigkeit immer mit Leistung. „Performance based on sustainibility“ sei der neue Qualitätsstandard, so Weinberger. „Am Ende des Tages“, weiß der Marketingprofi, „geht´s darum, die Flecken aus der Wäsche zu bekommen.“ Auf den Produkten wird dies weltweit mit dem Logo als “Qualität und Verantwortung” ausgewiesen.

Die Öffentlichkeitsoffensive Henkels solle auch eine Haltung widerspiegeln. Um glaubwürdig zu sein, bedürfe es der Transparenz. Deshalb redet Henkel auch mit den Nichtregierungsorganisationen und fördert Utopia.de, ein Portal für nachhaltigen Konsum. Auf der Plattform sucht Henkel u.a. den Dialog mit kritischen Verbrauchern. Für das Pressemeeting versuchte sich Henkel erstmals an Online-PR über den Microbloggingdienst Twitter.com. Wer also nachlesen möchte, was sonst noch alles gezwitschert wurde, der klicke hier.

Marken: Ist Nachhaltigkeit messbar?

Nachhaltigkeit hat sich in jüngerer Zeit als Arbeitsfeld des Marketing und der Markenführung herausgebildet. Der Begriff vereint klassische Marketing-Ziele mit “guten” Wirkungen wie soziale Verträglichkeit, oder ökologische Verantwortung. Viele Unternehmen arbeiten daran, was nicht zuletzt im CSR-Boom (“Corporate Social Responsibility”) zum Ausdruck kommt. Das Problem: Nachhaltigkeit lässt sich nur schwerlich messen. Einen Ansatz präsentieren jetzt die Sempora Consulting GmbH und ihr Partner Goodbrand & Company, die einen Social Equity Index berechnen. Dieses in Großbritannien entwickelte Verfahren misst den gesellschaftlichen Beitrag und die Bedeutung einer Marke in Bezug auf ethische, soziale und umweltrelevante Attribute. In März und April 2009 wurden dazu mehr als 6 400 Verbraucher online befragt. Spitzenreiter des draus reultierenden Nachhaltigkeitsindex (GBSEI) sind die vier Autohersteller Audi, VW, BMW und Mercedes, gefolgt von Hipp, den Sparkassen, der Andechser Molkerei und dm Drogeriemärkte. Coca Cola und Amazon komplettieren die Top Ten. Solche Rankings sind schön, aber doch von begrenztem Aussagewert. Interessanter ist der Blick auf einzelne Projekte. So kam bei der Untersuchung heraus, dass das Krombacher Regenwald Projekt besser gerankt ist als “Ein Herz für Kinder”, “Volvic 1 Liter für 10 Liter” oder Dr. Oetkers “Wir fördern Familie”. Außerdem steht Krombacher in Sachen CSR besser da als die Wettbewerber in der Kategorie “Alkoholische Getränke/Bier”. Wenn solche Messungen vorgenommen werden können, ohne dass jedesmal eine individuelle Mafo aufgesetzt werden muss, ist das dem Nachhaltigkeits- und CSR-Gedanken sehr dienlich. Denn letzten Endes stellen sich auch viele Unternehmen auch hier die Frage: Was bringt´s?