E-Shops: Angst vor dem Kunden?

Dass Kundenbewertungen und -rezensionen im Onlinehandel ein wirksames Marketinginstrument sein können, beweist Amazon.com schon seit einem Jahrzehnt und iTunes immerhin seit einigen Jahren. Das Team des E-Commerce-Leitfadens wollte nun herausfinden, wie es darum heute bestellt ist und befragte Nutzer seine Newsletter und Webdienste (n=190).

40 Prozent der Online-Händler bieten demnach diese Form der Produktbewertung bereits an. Ein Viertel plant die Einführung der Bewertung ihrer Artikel durch ihre Kunden. Knapp ein Fünftel lehnt diese Methode ab, wobei 6 Prozent davon als Grund die Angst vor schlechten Bewertungen angeben. Bei 15 Prozent unterstützt die Shop-Software keine Kundenrezensionen. Angst ist immer ein schlechter Ratgeber, und wer Kritik von Kunden fürchtet, hat vielleicht auch Grund dazu.

Allerdings gibt es bei den E-Shop-Betreibern zwei Gruppen: Die einen bieten eigene Produkte an. Kundenrezensionen haben damit direkten Einfluss auf das Image des Unternehmens. Bei E-Shops wie Amazon oder iTunes – beide sind reine Händler – ist das anders. Ob ein Schundbuch von der Community in Grund und Boden geschrieben wird oder eine CD vernichtende Kritiken erntet, kann den Betreibern herzlich egal sein. Ihnen schlagen offenherzige Kundenäußerungen sogar auf die Butterseite. Trotzdem: Vielleicht ist es besser, dass Kunden auf der eigenen Unternehmenseigenen Website ihr Herz ausschütten können, als dass sich eine kritische Diskussion unbemerkt in den Sphären irgendwelcher Foren und Communities entwickelt. Und deshalb ist es gut, dass viele Online-Anbieter ihren Kunden die Möglichkeit zur Rezension oder Bewertung anbieten oder anbieten wollen.

Mit 200 Dollar zum Google-Erfolg

Kennen Sie „Online-Profis“? Sie kennen sicher welche, aber diese hier wahrscheinlich noch nicht. Es handelt sich um Studenten der FH Würzburg-Schweinfurt, die bei einem von Google weltweit ausgelobten Wettbewerb zur Online-Werbung glänzten und den Erfolg gleich in ein eigenes Unternehmen umgesetzt haben: www.online-profis.de.

Das Team mit Daniel Unger, Axel Scheuering und Axel Zimmermann-Pfeiffer belegte in der Google Online-Challange Platz 2 und ließ dabei über 2180 Konkurrenten aus 57 Ländern hinter sich. Es plante und realisierte eine Adwords-Kampagne für den Cinemore-Shop, in dem unter anderem Produkte aus dem Filmmerchandising verkauft werden. Ein Budget von 200 US-Dollar musste reichen, um zum Erfolg zu kommen. Unter der Leitung von Professor Dr. Mario Fischer entwickelten die Studenten spezielle Kampagnen für das Content-Werbenetzwerk und das Suchnetzwerk. Bei den Content-Kampagnen setzten sie auf Placement-Targeting. Dabei kann man zum Beispiel festlegen, auf welchen Webseiten die Google-Anzeigen bevorzugt erscheinen sollen. Um günstige Klickpreise zu bekommen, entwickelten sie eine Long-Tail-Strategie. Dieser “lange Schwanz” ist im Online-Marketing mittlerweile eine etablierte Strategie. In der Interpretation der Würzburger heißt das, dass sie einen ganzen Rattenschwanz an billigen Keywords, 50.000 Stück, generierten. So brachten sie über eine Million Page Impressions in den drei Wettbewerbswochen zustande. Ferner optimierten sie den Onlineshop, der 1000 zusätzliche Unique Visitors bekam und seine Umsätze um 330 Prozent steigerte.

Toll gemacht. Auch von Google. Denn die Google Online Marketing Challenge hat Zigtausend künftiger Marketing-Cracks auf die Werbemöglichkeiten der Suchmaschine geeicht. Wo bleibt die Print Marketing Challenge?

Dell verdient 3 Millionen Dollar durch Twitter

Wie Claire Cain Miller in ihrem Blog “Bits” für die New York Times berichtet, hat Computerhersteller Dell seit 2007 drei Millionen Dollar direkt durch Twitter umgesetzt. Das Unternehmen verbreitet über die Microblogging-Site Produktneuheiten und stellt Coupons ein. Laut Dell nimmt die Dynamik der durch Twitter induzierten Besuche und Verkäufer über die Online-Shops und im Dell Outlet zu. Twitter hat von diesen Erfolgen bislang nichts, aber Miller schätzt es als wahrscheinlich ein, dass sich das in Zukunft ändern wird. Auch Twitter wird halt nicht um ein Geschäftsmodell herumkommen. Überdies nutzt Dell Twitter offenbar als geschickt als Informationsquelle. Miller selbst hatte gebloggt, dass auf einem Dell-Laptop die Tasten ungünstig angeordnet seien. In der Twitter-Community entspann sich ein Dialog, den Dell für eine Produktüberarbeitung zum Anlass nahm.

Procter & Google: Dream-Team fürs Marketing?

Wenn sich die Nummer eins im Konsumgütermarketing, Procter & Gamble, mit der wichtigsten Marketing-Maschine im Web, Google, in einer intensiven Kooperation zusammenfindet, dann verdient diese erhöhte Wachsam- und Aufmerksamkeit. Procter sucht schon lange intensiv nach Wegen, über digitale Kanäle neue Berührungspunkte und Kommunikationsanlässe mit Konsumenten zu finden. Und dass Google daran interssiert ist, das nach wie vor von klassischer Werbung dominierte Consumer Marketing ins Netz zu ziehen, liegt auf der Hand.

Nun haben die beiden ernst gemacht: Mitarbeiter von P&G ziehen bei Google ein und vice versa. Lange hat die Fachöffentlichkeit nichts davon mitbekommen. Auf Top-Management-Level, so berichtete jüngst das Wall Street Journal, wurde aber schon seit einem Jahr darüber gesprochen, und bereits im Januar besuchten Manager der wichtigsten P&G-Brand, Tide, das Google-Hauptquartier. Associated Press zitiert Procter-Sprecherin Allison Yang mit den Worten “Uns geht es ums Lernen. Wir möchten die Verbraucher am richtigen Ort mit unseren Produkten in Verbindung bringen.”

Das ist typisch US-amerikanisches Marketing-Sprech und pures Understatement. Procter sucht neue, effiziente Werbemöglichkeit und möchte dabei tunlichst einen Vorsprung vor der Konkurrenz aufbauen. Kevin Kells, Googles Verantwortlicher für das Consumer Goods-Geschäft, sagte der Agentur: “Wir haben immer gewusst, dass P&G offen für Innovationen ist. Aber wir wussten nicht, in welchem Ausmaß sie bei Online-Innovationen bis an die Grenzen gehen wollen, um die Verbraucher mit neuen, vom Nutzer getriebenen Mitteln erreichen wollen.” Man darf gespannt sein.

Diese Kooperation ist zu wichtig, als die Erkenntnisse den beiden Partnern zu überlassen….